Erkennen von problematischem Verhalten

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Erkennen von problematischem Verhalten

Weisen Sie in Gesprächen mit Ihren Teenagern auf die Risiken der Mediennutzung, insbesondere der digitalen Medien, hin. Halten Sie den Kontakt zu Ihren Kindern aufrecht und interessieren Sie sich für ihre Aktivitäten. Beobachten Sie auffällige Verhaltensänderungen und bleiben Sie wachsam.

Wenn Ihre Jugendlichen einen dramatischen Leistungsabfall in der Schule zeigen oder sich sozial völlig isolieren, wenn ein schlechtes körperliches oder emotionales Wohlbefinden an der Tagesordnung ist, wenden Sie sich an andere Bezugspersonen, z. B. an die Klassenlehrperson. Bitten Sie sie um ihre Einschätzung und Hilfe.

In diesem Kapitel finden Sie Informationen zu folgenden Themen:
Cybermobbing
Süchtiges Verhalten
Darstellung von Gewalt im Internet
Pornografie im Internet

Woran erkennt man Cybermobbing?4

Die Anzeichen für Cybermobbing sind nicht eindeutig erkennbar, da sich Täter, Opfer und Zuschauer oft nur ungern zu erkennen geben. Allerdings verändert Cybermobbing durchaus das Verhalten der betroffenen Kinder. Sie neigen zu folgendem Verhalten: Sie…

  • … ziehen sich sozial zurück, gehen ungern zur Schule. Ihre Leistungen im Unterricht lassen nach und ihre Interessen ändern sich erheblich.
  • … zeigen körperliche und psychische Symptome (z. B. Appetitlosigkeit, Schlafstörungen, Niedergeschlagenheit, Minderwertigkeitsgefühle und Depressionen).
  • … haben keine Freude mehr an der Nutzung des Internets. Sie steigen aus Chats aus, wenn jemand anderes auf den Bildschirm schaut, oder sie wirken verzweifelt und ausweichend, nachdem sie neue Beiträge und Nachrichten gelesen haben.
  • … blockieren konsequent jedes Gespräch über Verhaltens- oder andere auffällige Veränderungen, spielen sie herunter, oder sie scheinen mit Scham zu reagieren und weichen den Fragen aus.

Was Eltern tun können:

  • Unterstützung anbieten: Kinder sollten die Gewissheit haben, dass sie jederzeit mit ihren Eltern über ihre Erfahrungen im Internet sprechen können und dass es kein unüberwindliches Hindernis darstellt, sich ihnen anzuvertrauen.
  • Zeigen Sie Verständnis: Reagieren Sie einfühlsam und verständnisvoll auf mögliche Veränderungen im Verhalten des Kindes.
  • Die Dinge ernst nehmen: Kinder müssen wissen, dass sie und ihre Sorgen ernst genommen werden und dass ihnen geholfen wird. Wenn Eltern bei bestimmten Themen konkrete Schritte unternehmen wollen, ist es sinnvoll, das Kind in ihre Gespräche und Lösungsversuche einzubeziehen.
  • Bestrafen Sie nicht: Ein Verbot der Handynutzung oder ein Internetverbot ist nicht sinnvoll. Cybermobbing wird in der Regel nicht durch das Fehlverhalten eines Kindes verursacht; Inhalte über die betroffene Person können unabhängig von der Nutzung des Internets oder mobiler Geräte veröffentlicht werden.
  • Kontaktaufnahme mit der Schule: Es kann sinnvoll sein, das Problem in der Schule des Kindes anzusprechen und vorzuschlagen, dass Cybermobbing zum Thema einer Diskussion in der Klasse wird.
  • Helfen Sie Ihren Teenagern, Screenshots als Beweise für Cybermobbing zu sammeln und zu speichern. Wenn die Täter bekannt sind, fordern Sie sie auf, die entsprechenden Inhalte zu löschen. Geschieht dies nicht, bitten Sie den Anbieter der Plattform, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen.
  • Schwere Fälle von Cybermobbing sollten bei der Polizei angezeigt werden. Es kann auch ratsam sein, sich vorher rechtlich beraten zu lassen.
  • Weitere Informationen über Mobbing im Allgemeinen finden Sie unte “Mit Kindern über Mobbing sprechen”

Woran erkennt man süchtiges Verhalten?5

Bei der Online-Sucht verlagert sich der Lebensmittelpunkt zunehmend vom realen Leben in die virtuelle Realität. Betroffene verweigern oft gemeinsame Mahlzeiten, leben lieber in abgedunkelten Räumen vor dem PC, als sich mit anderen an der frischen Luft zu bewegen, und sind durch ständigen Schlafentzug völlig übermüdet. Weitere Folgen sind nachlassende schulische Leistungen, sozialer Rückzug, Verlust des Interesses an Aktivitäten mit Gleichaltrigen.

Was Eltern tun können:

  • Achten Sie auf die Einhaltung von Altersgrenzen bei Computerspielen.
  • Bleiben Sie mit Ihren Kindern in Kontakt, lassen Sie sich von ihnen die Spiele zeigen, die sie spielen, und sprechen Sie mit ihnen über ihre Online-Aktivitäten und ihre bevorzugten Websites.
  • Überlegen Sie, wie sich Abenteuerlust und das Bedürfnis nach Zugehörigkeit, Anerkennung und Erfolg auch in der realen Welt befriedigen lassen.
  • Bei exzessivem Internet- und Spielkonsum: Reduzieren Sie das Zeitlimit pro Tag oder Woche und entwickeln Sie gemeinsam mit Ihrem Kind Ideen für alternative Freizeitaktivitäten. Wie bereits vorgeschlagen (auf Seite 6), kann ein Vertrag über die Mediennutzung hilfreich sein.
  • Wenn Sie nicht mehr zu Ihrem Kind durchdringen können, suchen Sie fachkundigen Rat. In den regionalen Suchtberatungsstellen gibt es häufig Spezialisten für den Bereich “Onlinesucht”.

Darstellung von Gewalt im Internet6

Gewalt ist heute in den Medien allgegenwärtig. Insbesondere die digitalen Medien bergen die Gefahr, dass Jugendliche zahlreichen Gewaltdarstellungen ausgesetzt sind. Darüber hinaus verbreiten sich Bilder von realer Gewalt durch selbst gedrehte Videos auf Smartphones immer weiter. Der Konsum von Gewaltdarstellungen kann negative Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche haben: Wut, Angst, Irritation sind Gefühle, die viele Konsumenten erleben. Ebenso kann sich der Konsum von Gewalt auf ihr Verhalten auswirken. Bei Vorhandensein bestimmter anderer Risikofaktoren sind Jugendliche anfälliger für Gewalt, wenn sie oft Gewaltdarstellungen sehen.

Was Eltern tun können:

  • Achten Sie darauf, dass Ihre Teenager nur Spiele und Videos konsumieren, die für ihre Altersgruppe zugelassen sind.
  • Verbessern Sie den technischen Schutz Ihrer elektronischen Medien (z. B. durch einen Kinderschutzfilter).
  • Schränken Sie den Medienkonsum Ihrer Teenager ein.
  • Sprechen Sie mit Ihren Teenagern über ihre Gefühle und möglichen Ängste in Bezug auf ihren Medienkonsum.

Pornografie im Internet7

Wenn Jugendliche im Internet nach Informationen zu bestimmten Themen suchen, werden sie früher oder später auf pornografische Bilder stoßen. Das Interesse an Sexualität und der eigenen Körperlichkeit ist ganz natürlich und gehört zu einer gesunden Entwicklung. Stark sexualisierte Bilder können jedoch auf Jugendliche verstörend oder sogar beängstigend wirken. Pornografie wirkt häufig einschüchternd auf Jugendliche, die noch keine oder nur geringe sexuelle Erfahrungen im realen Leben gemacht haben. Deshalb ist es in vielen Ländern strafbar, Minderjährigen (Kindern unter 16 Jahren) pornografische Bilder zu zeigen oder zugänglich zu machen.

Wenn Jugendliche selbst erotisches Material erstellen (Fotos oder Videos) und dieses an ihre Partner:innen (oder sogar an Gruppen von Freunden) weiterleiten, spricht man von Sexting. Hier ist besondere Vorsicht geboten. Zum einen können die Empfänger solcher Materialien diese auf vielfältige Weise missbrauchen (kompromittierende Bilder können ohne Zustimmung des Absenders in Umlauf gebracht werden). Zum anderen können sich Minderjährige strafbar machen, wenn sie pornografisches Material herstellen und weitergeben. Eltern sollten sich über die länderspezifischen gesetzlichen Bestimmungen informieren.

Cyber- oder Online-Grooming liegt vor, wenn erwachsene Personen sich Kindern oder Jugendlichen im Internet nähern, um sie zu sexuellen Handlungen zu bewegen. Die Anonymität des Internets erleichtert ein solches “Anfreunden” und ermöglicht es pädosexuellen Tätern, sich bei der Suche nach Kontakten zu Kindern und Jugendlichen als Gleichaltrige auszugeben. Dabei kann es schnell zu sexuellem Missbrauch kommen: Exhibitionismus, Versenden von pornografischen Inhalten, schockierende Äußerungen und Handlungen.

Was Eltern tun können:

  • Es ist sehr wichtig, dass Eltern mit ihren Kindern altersgerechte Gespräche über das Thema Pornografie führen und ihnen zur Verfügung stehen, um ihre Fragen zu beantworten oder bereits gesehene Inhalte zu erklären. Sexualerziehung ist sehr wichtig für eine gesunde Entwicklung. Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie in den Kapiteln “Mit Kindern über ihren Körper und ihre Sexualität sprechen“  und “Mit Kindern über Sex und Liebe sprechen“.
  • Es ist zwar möglich, nicht jugendfreie Inhalte auf Ihrem Computer zu sperren, aber seien Sie sich darüber im Klaren, dass Ihre Teenager wahrscheinlich pornografische Inhalte über den PC von ihren Freunden erhalten. Ermutigen Sie Ihre Kinder daher, provokante Inhalte mit einer Person ihres Vertrauens zu besprechen.
  • Achten Sie auf die Altersfreigabe von Videos und Computerspielen.
  • Zum Thema “Sexting”:Sprechen Sie mit Ihrem Kind über das Thema der Selbstdarstellung im Internet: Wie würdest du gerne von anderen wahrgenommen werden? Kannst du damit leben, dass kompromittierende Bilder von dir in der Schule herumgereicht werden oder ohne dein Wissen in Umlauf kommen?
  • Zum Thema “Cyber-Grooming”:
    Machen Sie Ihren Kindern klar, dass sie sich sofort an Sie wenden können, wenn ihnen im Internet, insbesondere beim Chatten, etwas “unheimlich” oder beunruhigend vorkommt. Informieren Sie andere Nutzer, sperren Sie sie oder löschen Sie den Chat-Kontakt, wenn es zu Verstößen kommt. Jugendliche sollten dazu angehalten werden, mit ihren Kontaktdaten im Internet vorsichtig umzugehen. Ebenso sollten sie nicht unbedacht Fotos von sich verschicken oder ihre Webcams am Computer einschalten. Ihre Jugendlichen sollten sich von niemandem dazu überreden lassen, sich mit einer Chatroom-Bekanntschaft irgendwo alleine zu treffen.