Bewertung der Gleichstellung in meiner auf den Menschenrechten basierenden Schule
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Die Gleichstellung der Geschlechter steht im Mittelpunkt der Menschenrechtsgrundsätze und der Werte der Vereinten Nationen. Die mit den Menschenrechten verbundenen Grundsätze verbieten die Diskriminierung aufgrund des Geschlechts, was bedeutet, dass die Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen verpflichtet sind, die Gleichstellung der Geschlechter zu fördern. Gemäß dem UN-Ziel 5 für nachhaltige Entwicklung ist die Gleichstellung der Geschlechter nicht nur ein grundlegendes Menschenrecht, sondern auch eine notwendige Grundlage für eine friedliche, prosperierende und nachhaltige Welt.
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation sind sowohl das Geschlecht als auch die Geschlechterrolle wichtige Faktoren für die Gesundheit. Das biologische und das soziale Geschlecht wirken zusammen und führen zu unterschiedlichen Risiken und Anfälligkeiten für Krankheiten sowie zu Unterschieden im Gesundheitsverhalten und beim Gesundheitszustand von Frauen und Männern. «Gender» beschreibt die Merkmale von Frauen und Männern, die weitgehend sozial bedingt sind, während „»Geschlecht»die biologisch bedingten Merkmale umfasst. Dennoch werden diese Begriffe in der wissenschaftlichen Literatur, der Gesundheitspolitik und der Gesetzgebung fälschlicherweise oft synonym verwendet
(https://www.who.int/genomics/gender/en/ August 21, 2020)
Unter Gender versteht man die Beziehungen zwischen Männern und Frauen, sowohl in der Wahrnehmung als auch materiell. Gender ist nicht biologisch festgelegt und beruht nicht auf den Geschlechtsmerkmalen von Frauen oder Männern, es ist sozial bedingt und bezeichnet die Geschlechtsidentität eines Menschen. Es ist ein zentrales Organisationsprinzip von Gesellschaften und bestimmt häufig die Prozesse der Produktion und Reproduktion, des Konsums und der Verteilung. Trotz dieser Definition wird Gendergerechtigkeit oft missverstanden, als ginge es nur um die Förderung von Frauen. Im Mittelpunkt von Genderfragen stehen jedoch Frauen und die Beziehungen zwischen Männern und Frauen, ihre Rollen, ihr Zugang zu und ihre Kontrolle über Ressourcen, ihre Arbeitsteilung, ihre Interessen und Bedürfnisse. Die Beziehungen zwischen den Geschlechtern wirken sich auf die Sicherheit des Haushalts, das Wohlergehen der Familie, die Planung, die Produktion und viele andere Aspekte des Lebens aus. |
Die Gleichstellung der Geschlechter ist ein integraler Aspekt aller Bildungsbereiche, um nicht nur sicherzustellen, dass die Grundbedürfnisse von Mädchen und Jungen erfüllt werden, sondern auch, dass sie – unabhängig von ihrem Geschlecht – die Möglichkeit haben, ihr Potenzial voll auszuschöpfen und ihre Menschenrechte zu verwirklichen.
Leider setzen Bildungsfachleute das Geschlecht oft mit bestimmten „erwarteten“ Verhaltensweisen gleich (was „Jungen tun sollen“ im Gegensatz zu dem, was „Mädchen tun sollen“). Sie übersehen dabei das umfassendere Bild der sozial konstruierten Rollenbilder und Stereotypen, die zu solchen Verhaltensweisen führen.
Geschlechterrollen werden von einer Gesellschaft geschaffen und von einer Generation zur nächsten als Teil der Kultur weitergegeben. Da das Geschlecht ein gesellschaftlich erlerntes Konstrukt ist (z. B. in der Familie oder in der Schule), kann alles, was damit zusammenhängt, geändert werden, um Gleichberechtigung und Gleichstellung für Frauen und Männer zu erreichen.
Wenn es um Schule und Lernen geht, können die Einstellungen und Handlungen von Familien und Lehrpersonen die kognitive Entwicklung von Mädchen und Jungen stark beeinflussen. Familien definieren explizit oder implizit die unterschiedlichen Rollen, die Jungen und Mädchen spielen sollen, und dieser Prozess beginnt schon früh. Die kulturübergreifende Forschung zeigt, dass Kinder im Alter von etwa zwei bis drei Jahren beginnen, sich der geschlechtsspezifischen Unterschiede und Stereotypen bewusst zu werden. Im Alter von vier bis fünf Jahren sind Kinder oft starrer und stereotyper als später. Jeder Mensch wächst unter dem Einfluss seiner Familie und der Schule auf, die er über viele Jahre und viele Stunden am Tag besucht.
Geschlechtsspezifische Unterschiede in institutionellen Bildungskonzepten sind eine Form der Diskriminierung aufgrund des Geschlechts, die sich sowohl auf Männer als auch auf Frauen während und nach ihrer Bildungserfahrung auswirken kann. Männer sind im weltweiten Durchschnitt eher in der Lage zu lesen und zu schreiben, obwohl in vielen Ländern die Alphabetisierungsquote bei Frauen höher ist. Beim Erreichen ihrer Bildungsziele gibt es zwischen Männern und Frauen geschlechtsspezifische Unterschiede. Obwohl Männer und Frauen das gleiche Bildungsniveau haben können, ist es für Frauen schwieriger, höhere Führungspositionen zu erlangen, und künftige Beschäftigungs- und Finanzsorgen können sich verstärken. In der Vergangenheit erhielten Männer tendenziell mehr Bildung als Frauen, aber in den letzten Jahrzehnten hat sich das Bildungsgefälle zwischen den Geschlechtern in den meisten westlichen und vielen nicht-westlichen Ländern umgekehrt.
Ist es an Ihrer Schule normal, dass Fragen wie diese gestellt werden? „Gibt es Alternativen zum Aufräumen des Klassenzimmers durch Mädchen?“ oder „Was würde passieren, wenn Jungen aufräumen und Mädchen die Tische verschieben?“ Diese Art des kritischen Denkens könnte die Menschen dazu anregen, über ihre eigenen Annahmen nachzudenken, sie zu überdenken und genauer unter die Lupe zu nehmen.
Haben Mädchen und Jungen die gleichen Chancen, Ihre Schule zu besuchen? Gehen Mädchen und Jungen in Ihrer Schule gleichberechtigt miteinander um? Interagieren Mädchen und Jungen unterschiedlich mit ihren (männlichen und weiblichen) Lehrpersonen? Spiegeln sich Geschlechterstereotypen in den Lehrplänen, die den Schüler:innen vermittelt werden, in den Lehrbüchern, die sie verwenden, sowie in den Clubs und außerschulischen Aktivitäten an Ihrer Schule wider, die Mädchen und Jungen offenstehen und zugänglich sind?
Das Ziel der Bewertung der Geschlechtersensibilität Ihrer Schule ist die Förderung der Gleichstellung der Geschlechter. Diese Bemühungen, die Kluft zwischen Mädchen und Jungen in Bezug auf das Schulklima und die Lehr- und Lernprozesse zu überbrücken, erfordern Ehrlichkeit und ein schrittweises Vorgehen.
Vorbereitung
Welche Schritte sind nötig?
- Bilden Sie ein Team, mit dem Sie während des gesamten Prozesses zusammenarbeiten. Besprechen Sie zunächst gemeinsam den Ansatz und überprüfen Sie die Liste der Indikatoren.
a. Wählen Sie die aus, die Sie für Ihre Schule für wichtig halten.
b. Fügen Sie Indikatoren hinzu, die Sie vermissen.
c. Füllen Sie das Formular mit etwa zehn Indikatoren aus, die Sie für wichtig halten. Achten Sie darauf, dass Sie einige auswählen, bei denen Sie gut abschneiden, und einige, bei denen Sie noch Entwicklungsbedarf haben. - Erstellen Sie einen Team-Aktionsplan und einen Zeitrahmen für eine erste Bewertung, die den Ausgangspunkt für die weitere Entwicklung bildet. Beziehen Sie in die Bewertung mit ein:
a. Schülerinnen und Schüler
b. Lehrerinnen und Lehrer
c. Sonstiges Schulpersonal
d. Eltern
e. Schulbehörde
f. Mitglieder der Gemeinschaft, mit der Sie möglicherweise zusammenarbeiten
g. … - Entwickeln Sie den Aktionsplan und den Zeitrahmen. Stellen Sie sicher, dass sie Folgendes enthalten
a. Das Schulprofil nach der ersten Bewertung.
b. Maßnahmen, die Sie (in den nächsten 6 Monaten) ergreifen werden.
c. Eine zweite Bewertung, um mehr über die Entwicklungen zu erfahren.
24 mögliche Indikatoren, um eine geschlechtergerechte Erziehung und ein geschlechtergerechtes Verhalten an Ihrer Schule zu bewerten:
- Es gibt ein Leitbild und/oder eine Vision der Schule sowie Richtlinien gegen geschlechtsspezifische Diskriminierung bei der Einschreibung und in der Lehr-/Lernpraxis, die auch durchgesetzt werden.
- Mädchen und Jungen haben gleichen Zugang zu kostenloser und obligatorischer Bildung.
- Mädchen und Jungen sind gleichberechtigt an der Festlegung von Klassen- und Schulregeln und an der Bestimmung von Disziplinarmaßnahmen beteiligt, insbesondere im Hinblick auf die Vermeidung von Diskriminierung, Gewalt und Missbrauch.
- Eltern und Gemeindevertreter schätzen weibliche und männliche Lehrpersonen gleichermaßen.
- Mädchen haben Zugang zu weiblichen Hygieneartikeln und -einrichtungen in der Schule.
- Mädchen haben den gleichen Zugang zu und die gleichen Möglichkeiten für körperliche Betätigung und andere außerschulische Aktivitäten wie Jungen.
- Der Lehrplan spiegelt die Realität und die Bedürfnisse des täglichen Lebens sowohl von Mädchen als auch von Jungen wider. Wenn dies nicht der Fall ist, wird eine Anpassung des Lehrplans empfohlen, soweit dies möglich ist.
- In den von der Schule bereitgestellten Lehr- und Lernmaterialien werden Mädchen und Jungen mit unterschiedlichem sozioökonomischem Hintergrund gleichermaßen hervorgehoben, gefördert und respektiert.
- Die von der Schule zur Verfügung gestellten Lernmaterialien sind frei von geschlechtsspezifischen Vorurteilen (z. B. werden Begriffe wie „er“ oder „sie“ gleich häufig verwendet).
- Die Rollen, Verantwortlichkeiten und Aktivitäten von Mädchen und Jungen spiegeln ein Gleichgewicht von Macht und Entscheidungsfindung wieder.
- Geschlechterstereotypen werden umgedreht (z. B. können Mädchen Ärztinnen oder Wissenschaftlerinnen sein, Jungen können Lehrer oder Krankenpfleger sein).
- Mädchen und Jungen werden auf Fotos, Grafiken und Illustrationen gleich häufig und gleichwertig abgebildet (ohne Geschlechterstereotypisierung).
- Mädchen und Jungen werden gleichermaßen in Führungspositionen und als „Held:innen“ dargestellt.
- Mädchen und Jungen werden in Bezug auf ihr Selbstvertrauen, ihre Intelligenz und ihre Problemlösungsfähigkeiten gleich behandelt.
- Alle Lehreri:nnen erwarten und ermutigen Mädchen und Jungen, sich gleichermaßen am Unterricht und an anderen Aktivitäten zu beteiligen.
- Alle Lehrer:innen schätzen die Ansichten von Mädchen und Jungen gleichermaßen.
- Alle Lehrer:innen sind der Meinung, dass Mädchen und Jungen in allen Fächern, einschließlich Lesen, Schreiben, Rechnen, Naturwissenschaften und Lebenskunde, die gleichen Kompetenzen erreichen können.
- Die Lehrkräfte werden darin geschult, geschlechtsspezifische Vorurteile in den Unterrichtsmaterialien, im schulischen Umfeld und in ihrem eigenen Unterricht aktiv zu erkennen und zu korrigieren.
- Die Schulverwaltung behandelt männliche und weibliche Lehrkräfte auf die gleiche Weise.
- Frauen und Männer aus der Gemeinschaft, die über einschlägige Fachkenntnisse oder Fertigkeiten verfügen, werden zu den Kursen eingeladen und als Referenten begrüßt.
- Mädchen und Jungen trauen sich, Themen zu wählen, die nicht als traditionell männlich oder weiblich angesehen werden.
- Mädchen werden dabei unterstützt, Mathematik und Naturwissenschaften zu beherrschen.
- Mädchen und Jungen werden gleichermaßen mit wichtigen Aufgaben betraut, z. B. als Leiter:in der Klasse oder der Gruppe bei bestimmten Aktivitäten.
- Die gleichberechtigte Vertretung von Mädchen und Jungen in Schulräten und anderen schulischen Aktivitäten ist gewährleistet.
Aktion
Wählen Sie als Team 10 Indikatoren aus der Liste aus.
Ausgewählte Indikatoren für Gleichstellung. | Status dieses Indikators in meiner Schule von 1 bis 10. | Zu ergreifende Maßnahmen (von den Diskussionsteams gesammelt). |
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- Bereiten Sie auf der Grundlage der obigen Liste ein Handout oder Flipchart vor, das an alle am Bewertungsprozess Beteiligten verteilt wird.
- Bilden Sie runde Tische mit den verschiedenen Interessengruppen (Schüler:innen, Lehrpersonen, Mitarbeitende, Eltern, Vorstandsmitglieder usw.). Letztere können sich anlässlich einer großen Schulveranstaltung treffen oder je nach ihrer Verfügbarkeit zu geplanten Sitzungen zusammenkommen.
- Lassen Sie sie über ihre Einschätzung und ihre Kommentare diskutieren.
- Beauftragen Sie sie mit der Ausarbeitung von Verbesserungsvorschlägen.
- Sammeln Sie alle Kommentare und Vorschläge in Ihrem Team.
- Erstellen Sie einen klaren und umsetzbaren Masterplan für die kommenden 6 bis 12 Monate.
- Meldung des Masterplans an alle beteiligten Schlüsselpersonen.
- Planen Sie den nächsten Bewertungszeitraum (Transparenz geht vor!).