In unserer modernen Welt ist man sich weitgehend einig, dass Kommunikation der Schlüssel zu einer lebendigen, gut funktionierenden Gemeinschaft ist. Wirksame Kommunikationskanäle können das gegenseitige Verständnis, die Gleichberechtigung und die Achtung menschlicher und demokratischer Werte unterstützen und fördern. Innerhalb der Schulgemeinschaft spielen die Schulleiter:innen in dieser Hinsicht eine Schlüsselrolle. Daher sollten sie sich des ersten so genannten Axioms von Paul Watzlawick bewusst sein, das besagt: „Man kann nicht nicht kommunizieren.“ Was auch immer Schulleiter:innen tun, wird von ihrem Umfeld immer als Botschaft verstanden und interpretiert, ob sie sich nun ausdrücken oder nicht. Selbst wenn eineSchulleitung es vermeiden würde, eine Botschaft auszusenden, indem sie z. B. in einer Sitzung schweigt, würde dies von anderen interpretiert werden. Auch Mimik, Gestik und Körpersprache werden als Kommunikationsakte verstanden und analysiert. Als Schulleiter:in sind Sie für eine Institution verantwortlich, in der demokratische Werte und Formen der Beteiligung gelehrt und praktiziert werden können. Die Art und Weise, wie Sie kommunizieren und verbale oder nonverbale Botschaften übermitteln, macht einen Unterschied. Effektive Kommunikation kann das Lernen erleichtern, den Schülern:innen helfen, ihre Ziele zu erreichen, und die Möglichkeiten für erweitertes Lernen erhöhen. Sie stärkt die Verbindung zwischen Schüler:innen und Lehrer:innen und schafft eine insgesamt positive Erfahrung. Menschen wollen gehört werden. Wenn ein Erwachsener Interesse an den Meinungen der Schüler:innen zeigt, haben diese das Gefühl, dass ihre Gedanken und Ideen geschätzt werden. Das stärkt ihr Selbstwertgefühl und ihr Selbstvertrauen. Selbstbewusste Schüler:innen sind eher bereit, sich im Unterricht zu Wort zu melden, und ihre stärkere Beteiligung am Unterricht verbessert das Lernen und wirkt sich positiv auf die Interaktion innerhalb der gesamten Gruppe und der ganzen Schule aus.
Der Schwerpunkt dieser Sequenz
Die Führung in einer demokratischen Schulgemeinschaft besteht, ebenso wie der Unterricht, zu einem erheblichen Teil aus Kommunikation. Daher ist die Art und Weise, wie die Schulleitung kommuniziert, für alle von entscheidender Bedeutung. Ihr kommunikatives Verhaltenkann die Transparenz im Schulgeschehen fördern oder behindern. Eine transparente Führung ist die Voraussetzung dafür, dass sich die Schulgemeinschaft mit ihrer Schule identifizieren, Verantwortung mittragen und an institutionellen Entscheidungen mitwirken kann.
Diese Sequenz konzentriert sich auf die Kommunikation der Schulleitung in formellen Kontexten, z. B. bei der Abhaltung einer Personalversammlung oder bei der Redaktion und Verteilung eines Schul-Newsletters an Interessengruppen innerhalb und außerhalb der Schulgemeinschaft. Sie befasst sich weder mit dem Kommunikationsprozess insgesamt noch mit dem kommunikativen Verhalten von Lehrer:innen, Schüler:innen, Eltern oder anderen Beteiligten, noch mit informellen alltäglichen Kommunikationssituationen in der Schule, z. B. auf dem Flur oder in den Pausen – so wichtig diese auch sein mögen.
Indem wir den Umfang und die Komplexität der Sequenz begrenzen, wollen wir sie so benutzerfreundlich und effizient wie möglich gestalten. Im Folgenden betrachten wir die Möglichkeiten und Instrumente, die Ihnen zur Verfügung stehen und die Sie als Schulleitung dabei unterstützen, die formalen beruflichen Anforderungen Ihrer Position bei der Kommunikation mit der Schulgemeinschaft und externen Stakeholdern zu erfüllen. Durch Ihre Formulierungen und die Wahl der Kommunikationsmittel und -kanäle können Sie Ihren Schülerinnen und Schülern ein Vorbild sein und ihr Lernen und Erleben von Demokratie im Schulalltag fördern.
Kompetenzen
Ziel dieser Sequenz ist es, jene Kompetenzen zu fördern, die Ihre berufliche Leistung als Schulleiter:in unterstützen und dazu beitragen, Ihre Schule in eine demokratische Gemeinschaft zu verwandeln. Der Europarat hat diese Kompetenzen in Kompetenzen für eine demokratische Kultur (2016). beschrieben. Die moderne Demokratie hängt nicht nur von einem institutionellen Rahmen ab, z. B. von Gesetzen zur Durchführung von Wahlen, sondern auch von den Werten und Einstellungen, die die Bürger und Mitglieder der Gemeinschaft teilen, sowie von ihren Fähigkeiten, z. B. in der Kommunikation und Interaktion miteinander, und von ihrem Wissen und Verständnis ihrer Rollen. Durch Ihr kommunikatives Verhalten als Schulleiter:in können Sie den Schülern Ihrer Schule die Möglichkeit geben, Kompetenzen zu erlernen, die für das Gedeihen und die Entwicklung der Demokratie in Ihrem Land unerlässlich sind.
Die Haltung des Respekts (S. 12, 39 f.)
Das Kompetenzmodell des Europarats beinhaltet die Haltung des Respekts und definiert sie als Anerkennung der „inneren Würde und Gleichheit aller Menschen“ und ihrer spezifischen Verhaltensweisen, Bedürfnisse und Interessen. Respekt ist mehr als Toleranz, die im Grunde genommen bedeutet, sich alles gefallen zu lassen. Respekt ermöglicht es einem Menschen, eine kritische Distanz zu wahren, und endet dort, wo man Menschen begegnet, die beispielsweise Gewalt, Rassismus oder Sexismus befürworten und damit anderen den Respekt verweigern. Eine Haltung des Respekts ist für ein demokratisches Gemeinwesen auf schulischer und nationaler Ebene unerlässlich; sie ermöglicht einen offenen und demokratischen Umgang mit anderen Menschen und ist die Voraussetzung für eine konstruktive Kommunikation in der Schule. Indem Sie jedem Mitglied der Schulgemeinschaft Respekt entgegenbringen, haben Sie eine Vorbildfunktion für Ihre Schüler:innen und Ihr Personal.
Kommunikative Fähigkeiten (S. 14, 48 f.)
In dieser Sequenz geht es darum, Ihre kommunikativen Fähigkeiten zu trainieren. In den Worten des Kompetenzmodells: „die Fähigkeit, in einer Reihe von Situationen klar zu kommunizieren – dazu gehört, die eigenen Überzeugungen, Meinungen, Interessen und Bedürfnisse auszudrücken, Ideen zu erklären und zu verdeutlichen, für etwas einzutreten, dafür zu werben, zu argumentieren, zu diskutieren, zu debattieren, zu überzeugen und zu verhandeln (…) die Fähigkeit, sich selbstbewusst und ohne Aggression auszudrücken (…) und (…) Meinungsverschiedenheiten mit einer anderen Person auf eine Weise auszudrücken, die deren Würde und Rechte respektiert“.
Es liegt auf der Hand, dass kommunikative Fähigkeiten nicht nur Ihre berufliche Leistung als Schulleiter:in verbessern, sondern auch die Schüler:innen und das Personal in die Lage versetzen, an einer demokratischen Schulgemeinschaft teilzunehmen.
Wissen und kritisches Verständnis von Sprache und Kommunikation (S.14, 51 f.)
Neben der Fähigkeit, effektiver zu kommunizieren, ist es wichtig, sich bewusst zu machen, warum und zu welchem Zweck wir einen bestimmten Stil, Modus oder Kanal wählen. Wir können dann verstehen, „welche sozialen Auswirkungen die verschiedenen Kommunikationsstile auf andere haben“ und wie sie Offenheit und Kooperationsbereitschaft fördern und dazu beitragen können, Konflikte zu schlichten, anstatt sie zu verschärfen.