Kontrolle oder Vertrauen? Wie kann man die Disziplin der Schüler sicherstellen?
Living Democracy » Principals » EINE SCHULE LEITEN » Disziplinierung durch Verantwortung » Kontrolle oder Vertrauen? Wie kann man die Disziplin der Schüler sicherstellen?“Fragen Sie sich: Verhalten sich die Schüler anders, wenn kein Erwachsener dabei ist? Wenn ja, warum ist das so?”
(Bäckman/Trafford, Demokratische Führung von Schulen, S. 66)
Wenn Sie diese Frage mit “Ja” beantworten, stehen Sie vielleicht vor dem Problem, wie Sie die Disziplin in der Schule aufrechterhalten können. Die Schüler:innen müssen sich an die Schulregeln halten und sich gegenseitig mit Respekt behandeln; andernfalls kann eine Schule nicht funktionieren, und das Leben in der Schulgemeinschaft kann ernsthaft darunter leiden. Aber was ist die angemessene Lösung? Die Schüler:innen unter ständige Kontrolle und Aufsicht zu stellen, ist weder machbar noch wünschenswert, da Ihre Schule ihnen nur dann beibringen würde, die Regeln zu befolgen, wenn sie unter Aufsicht stehen. Ein gewisses Maß an Kontrolle wird notwendig sein, um die Schüler:innen dazu zu bringen, die Schulregeln ernst zu nehmen, aber eine ständige Überwachung wird keine Probleme der Disziplin lösen. (Siehe Rethinking discipline and order from a democratic point of view, in Educating for democracy; http://www.living-democracy.com/de/textbooks/volume-1/part-2/unit-1/chapter-2/lesson-5/)
Wenn Sie die obige Frage mit “Nein” beantwortet haben, werden Sie uns vielleicht zustimmen, dass Sie sich in Ihrer Position als Schulleiter:in auf die Einstellung Ihrer Schüler:innen verlassen müssen, da die Schulgemeinschaft, wie jede andere auch, ohne die Zustimmung und das Engagement der Schüler:innen nicht funktionieren kann. Die verschiedenen heterogenen Gruppen in dieser Gemeinschaft – Schüler:innen, Lehrpersonen, Hauspersonal und Angestellte, Eltern – sind alle am Erfolg der Schule interessiert, genau wie Sie, und sie tragen auf ihre spezifische Weise zur Leistung der Schule bei, genau wie Sie. Gleichzeitig haben alle Akteur:innen ihre persönlichen Interessen und Bedürfnisse im Blick. Sie können die verschiedenen Gruppen in der Schulgemeinschaft nicht kontrollieren, aber Sie können ihr Verhalten beeinflussen.
Man könnte sagen, dass die Schüler:innen für den Erfolg ihrer Lehrpersonen und ihrer Schulleitung verantwortlich sind und dass sie in ihrer persönlichen Entwicklung und ihrem akademischen Erfolg stark von Ihnen und Ihrem Personal abhängen. Daher sind alle Mitglieder der Schulgemeinschaft aufeinander angewiesen. Es ist wichtig, den Schüler:innen dies bewusst zu machen und ihnen Vertrauen zu schenken, stattsie einzuschüchtern und zu kontrollieren. Die Schüler:innen müssen eine Haltung des Bürgersinns und der Verantwortung entwickeln – nicht nur, um ihre Rolle in einer demokratischen Schulgemeinschaft zu spielen, sondern auch in einer demokratischen Gesellschaft als Ganzes. Bürgersinn beinhaltet sowohl das Gefühl der Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft als auch das Wissen um die Pflichten aller Bürger:innen. Verantwortung bedeutet, das eigene Handeln zu reflektieren und die Auswirkungen des Handelns auf andere zu berücksichtigen. (Siehe Kompetenzen für eine demokratische Kultur, S. 12 f., 41 f.).
Wenn es Ihrer Schule gelingt, diese Einstellungen bei Ihren Schülern zu stärken, können Sie viel zuversichtlicher sein, dass Ihre Schüler wissen, wie sie sich zu verhalten haben, auch wenn kein Erwachsener in der Nähe ist.