Die Kultur des Lernens

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Als Schulleiter:in können Sie Ihrer Schule keine Lernkultur aufzwingen, aber das Beispiel, das Sie geben und Ihr Engagement sind entscheidend. Daher ist die folgende Wahl eine der wichtigsten Entscheidungen, die Sie in Ihrer Position treffen müssen: Welche Art von Lernkultur wollen Sie an Ihrer Schule verwirklichen? Sind sich Ihre Lehrkräfte generell bewusst, dass die Lernenden in ihren Lernprozess einbezogen werden müssen und dass kooperative Lehr- und Lernmethoden sie dazu ermutigen, sich kritisch mit allen möglichen Dimensionen eines Themas auseinanderzusetzen und sich dafür zu interessieren, sie einzuladen, zu diskutieren und zu widersprechen, sich eine eigene Meinung zu bilden, für sie zu argumentieren, sie auszuhandeln und sie sogar zu ändern. Eine solche Lernkultur ist kein Luxus, weder im guten Unterricht noch in der Demokratie- und Menschenrechtserziehung.

Außerdem dient eine solche Lernkultur nicht nur Ihren Schüler:innen, sondern hat auch viel mit der Kultur der Demokratie gemeinsam. Wir können uns die Schule als eine Mikrogemeinschaft vorstellen, die jungen Menschen die Möglichkeit bietet, Verantwortung für Fragen des Schullebens zu übernehmen und Entscheidungsprozesse im Umgang mit ihnen zu erleben. Demokratische Gemeinschaften, sowohl auf der Mikro- als auch auf der Makroebene, sind Lerngemeinschaften, da kein Akteur das Gemeinwohl allein definieren kann. Mehrheiten entscheiden, aber ihre Entscheidungen können ein Problem manchmal nicht lösen oder sich als ungerecht erweisen. Eine lernende Gemeinschaft kann aus solchen Entscheidungen Konsequenzen ziehen und sie korrigieren. Wie kann der Unterricht die Schüler:innen dazu ermutigen und befähigen, sich aktiv an ihrer Gesellschaft zu beteiligen?

Die wissenschaftliche Methode

Begründungen und Rechtfertigungen sind unmöglich, wenn die Lernenden nicht interessiert sind. In der Didaktik ist man sich einig, dass das Wesentliche des Lernens die Motivation ist. Die Lernenden müssen in der Lage sein, das betreffende Thema mit ihrem vorhandenen Wissen zu verknüpfen, und es muss ihre Interessen ansprechen. Sowohl das Wissen als auch die Interessen müssen im Lernprozess kultiviert werden. Bei der Erkundung der Welt hat sich die „wissenschaftliche Methode“ entwickelt. Sie ist ein schrittweiser Prozess, der Beobachtung, Frage, Hypothese, Experiment, Analyse, Schlussfolgerung und Neubeginn umfasst. Die Begründung und Rechtfertigung des Unterrichts setzt voraus, dass die Lehrkräfte bei der Planung und Durchführung ihres Unterrichts die Eigenschaften, Interessen und Bedürfnisse der Lernenden berücksichtigen. Die Befähigung der Schüler:innen, den Prozess der wissenschaftlichen Forschung zu beherrschen, ist eine gute Möglichkeit, eine Antwort auf die wichtigsten „Warum“-Fragen des Unterrichts zu finden.

Vorsichtige Annäherung

Das Kernelement der demokratischen Bürgerschaft ist das, was wir den „kritischen Ansatz“ nennen. Es handelt sich um einen Prozess, der den Schritten der wissenschaftlichen Methode folgt. Er setzt voraus, dass die Bürger:innen am Gemeinwohl interessiert und mit der Methode vertraut sind, Informationen über verschiedene Aspekte zu sammeln, bevor sie sich eine Meinung zu einem Thema bilden. Kritisches Denken und Urteilsvermögen können in der Schule eingeübt werden, was einen gesamtschulischen Ansatz seitens der Lehrkräfte erfordert. Die Schüler:innen brauchen eine Fülle von Aufgaben und Lernmöglichkeiten in den verschiedenen Fächern des Lehrplans. Guter Unterricht überschneidet sich stark mit EDC/HRE. Das CoE-Kompetenzmodell für demokratische Kultur umfasst Fähigkeiten, die sich auch auf die wissenschaftliche Methode, „Selbständiges Lernen“ und „Analytisches und kritisches Denken“ beziehen Kompetenzen für eine demokratische Kultur, S. 49.

Lernumgebung

In der Schule sind die Klassen kleine Gemeinschaften, in denen die jungen Bürger:innen befähigt und ermutigt werden können, eine aktive Rolle zu spielen. Der Unterricht kann jungen Menschen die grundlegenden Fähigkeiten vermitteln, die sie benötigen, um ihre Kompetenzen in den Bereichen wissenschaftliche Forschung, kritisches Denken sowie Beteiligung und Entscheidungsfindung zu entwickeln. Die Lernenden, die ihre Erfahrungen durch solche Lernmethoden bereichert haben, sind gut darauf vorbereitet, aktive und partizipative demokratische Bürger:innen zu werden.

Sie sind nicht allein

Vielleicht erscheint Ihnen diese Perspektive auf Ihre Rolle als Schulleiter:in bei der Entwicklung einer Lernkultur an Ihrer Schule ungewohnt und die Aufgaben, die von Ihnen erwartet werden, ziemlich entmutigend. Wir sind uns voll und ganz bewusst, wie viele Pflichten und Verantwortlichkeiten auf Sie zukommen und wie zeitaufwändig Ihre rechtlichen Verpflichtungen sind. Wir können Ihnen jedoch versichern, dass Sie nicht allein sind. Der Europarat hat eine lange Tradition in der Förderung und Entwicklung von Bildung für demokratische Staatsbürgerschaft und Menschenrechte (EDC/HRE), in einem fortlaufenden Prozess, an dem Schulleiter:innen aus ganz Europa beteiligt sind. Wenn Sie mehr über die Geschichte der EDC/HRE erfahren möchten, besuchen Sie http://living-democracy.com/de/textbooks/volume-1/part-1/unit-4/ on this website.