ERNÄHRUNG

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Ein römisches Sprichwort besagt, dass man über den Geschmack nicht streiten kann. In der Tat gehört es zu unserer persönlichen Identität, welche Arten von Speisen und Getränken wir mögen oder nicht und wie wir unsere Mahlzeiten zubereiten und einnehmen. Damit üben wir unser Menschenrecht auf persönliche Freiheit aus (UDHR, article 3). Dies zeigt, dass die Art und Weise, wie wir unsere Grundbedürfnisse nach Essen und Trinken befriedigen, menschenrechtliche und soziale Dimensionen hat, die zum Kern der EDC/HRE führen. Freiheiten bringen auch Verantwortung mit sich und unsere Ernährungsgewohnheiten beeinflussen in erheblichem Maße unsere Gesundheit und Lebenserwartung. Wir sind also weitgehend für unser eigenes Wohlergehen verantwortlich. Unsere Verantwortung geht jedoch darüber hinaus. Wenn wir zum Beispiel Zucchini oder Melonen im Sommer kaufen, können wir damit lokale Erzeuger unterstützen. Wenn wir hingegen darauf bestehen, solche Produkte im Winter zu kaufen, heizen wir die globale Lieferkette an, die einen wesentlich größeren ökologischen Fußabdruck hinterlässt. Es ist allerdings fast unmöglich, sich der globalisierten Produktion vollständig zu entziehen.

Wir schlagen vor, dass die Schulen die Jugendlichen dazu anregen, über ihre Ernährungsgewohnheiten, Wünsche, Bedürfnisse und Anforderungen nachzudenken. Mädchen und Jungen jeden Alters sind sich ihrer eigenen Ernährungsgewohnheiten durchaus bewusst. Die Bewertung der von uns gewählten Lebensmittel und Getränke sowie die Art ihrer Zubereitung ist daher ein lebenslanger Lernprozess.

Die Schule hat die Möglichkeit und das Potenzial, das Bewusstsein der Schüler:innen für die Folgen ihrer Ernährungsentscheidungen und -gewohnheiten zu schärfen. Sie sollte diese ermutigen, Verantwortung für ihr persönliches Wohlergehen, für die Gesundheit der Gesellschaft und für den Planeten zu übernehmen (Kompetenzen für eine demokratische Kultur, S. 41 f.). So können die Schüler:innen eine Haltung der Selbstwirksamkeit und ein Bewusstsein für ihre Kompetenzentwicklung in Bezug auf gute Ernährung und deren Nutzung entwickeln. (Kompetenzen für eine demokratische Kultur, S. 42 f.).

Darüber hinaus stellen Schulen in pluralistischen Gesellschaften oft Mikrogemeinschaften dar, welche Schüler:innen aus verschiedenen Immigrantengemeinschaften, Religionen und Kulturen umfassen. Selbst die so genannten einheimischen Schüler sind weit davon entfernt, eine homogene Gruppe zu bilden. Wenn man also den Schüler:innen und ihren Eltern die Möglichkeit gibt, ihre Traditionen und die Art und Weise, wie sie ihre Mahlzeiten zubereiten, vorzustellen und sie mit anderen zu teilen, können die Menschen aufgeschlossener gegenüber jenen werden, die sie als anders erleben. Die „Offenheit für kulturelle Andersartigkeit und für andere Überzeugungen, Weltan-schauungen und Praktiken“ (Kompetenzen für eine demokratische Kultur, S. 39 f.) ist eine Haltung, die dazu beiträgt, dass eine demokratische Gesellschaft nicht in Hass und Vorurteile verfallen kann.

 

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