Sequenz 3: Wollen wir Schülerinnen und Schüler mit Rücksicht auf ihren Glauben vom Unterricht befreien?
Living Democracy » Textbooks » An der Demokratie teilhaben » Teil 1: Teilhabe in der Gesellschaft » EINHEIT 3: Pluralismus und Vielfalt » Sequenz 3: Wollen wir Schülerinnen und Schüler mit Rücksicht auf ihren Glauben vom Unterricht befreien?Konfrontation mit dem Dilemma
Die folgende Übersicht unterstützt die Lehrperson bei der Planung und Durchführung der Sequenz. Kompetenztraining benennt die Kompetenzen, welche die Lernenden in dieser Sequenz trainieren (Analyse-, Urteils-, Handlungs- und Methodenkompetenzen). Das Erkenntnisziel beschreibt die inhaltlichkognitive Dimension des Lernertrags. Aufgaben und Methoden dienen der Gestaltung des Lernprozesses. Medien und Hilfsmittel bieten eine Checkliste für die technisch-organisatorische Vorbereitung. Die Richtwerte zum Zeitbudget unterstützen das Zeitmanagement. |
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Kompetenztraining Erkenntnisziel |
Öffentliche Rede. Kriterien basierter Vergleich. Die pluralistische Gesellschaft bietet ihren Mitgliedern Freiheiten, mutet ihnen jedoch auch die Anstrengung der gegenseitigen Anerkennung bzw. Toleranz zu. |
Aufgaben | Die Lernenden
– verteidigen und bewerten gegenseitig ihre Entscheidungen im Plenum (Disputation); |
Medien und Hilfsmittel | Handout 3.3–3.6: Urteile, Begründung, Diskussion. |
Methoden |
Schülerreden. Diskussion. Lehrgespräch. Textanalyse und/oder Lehrervortrag. |
Information für Lehrpersonen
Disputation und Plädoyers werden in elementarer Form realisiert. Vgl. hierzu und zur anspruchsvolleren Form von Herrmann (2012:121ff.) die Information für Lehrpersonen in Einheit 3.2.
Verlauf der Sequenz
1. Die Lernenden verteidigen und bewerten gegenseitig ihre Entscheidungen im Plenum (Disputation)
Gruppensprecher bzw. -sprecherinnen tragen anhand des Posters aus der letzten Sequenz (Flipchartbogen) die Entscheidung vor, zu der ihre Gruppe gelangt ist. Sie werben für diese Entscheidung, indem sie ihre Begründung verständlich und klar darzulegen versuchen.
Die Bögen bleiben an der Tafel hängen und werden nach Urteilstenor geordnet (Alisa muss am koedukativen Schwimmunterricht teilnehmen bzw. wird davon befreit).
In der nun folgenden Disputation prüfen die Gruppen gegenseitig die Schlüssigkeit der Argumente. Insbesondere kommt es darauf an, ob sie als verallgemeinerbare Prinzipien akzeptiert werden können. Der Prüfstein besteht in den Folgen für die Bürgerinnen und Bürger und für die Gesellschaft; ein wichtiges Kriterium ist sodann die Wahrung von Demokratie und Menschenrechten.
2. Die Lernenden vergleichen ihre Entscheidungen mit den Gerichtsurteilen (Kollation)
Die Kollation (Textvergleich) verlangt Textarbeit, in der Regel anhand eines konkreten Arbeitsauftrags. (Bei gut trainierten Klassen kann diese Hilfestellung wegfallen.) Eine zeitsparende Variante besteht in einem Kurzvortrag der Lehrperson. Die Materialien Handout 3.4–3.6 dienen als Handouts und Quellen, aus denen die Lehrperson ausgewählte Passagen zitieren oder vorlesen lassen kann.
In der Kollation vergleichen die Lernenden zunächst ihre Entscheidungen mit derjenigen der Richter. In einem zweiten Schritt vergleichen sie die Begründungen. Wichtig ist, dass sie den Kerngedanken verstehen, nämlich dass die Schule allen Schülerinnen und Schülern zumuten darf und soll, sich mit fremden, auch ihnen zuwiderlaufenden Ideen, Prinzipien und Praktiken konfrontieren zu lassen und diese ertragen zu lernen. Nur so gewöhnen sie sich an den Umgang miteinander in einer pluralistischen und säkular geprägten Gesellschaft, in der insbesondere keine Religion die Deutungshoheit hat (die pluralistische Gesellschaft lässt sich, so gesehen, als „Kontrastprogramm“ zum Got-tesstaat, gleich welcher religiösen Ausrichtung, verstehen).
Das Erkenntnisziel dieser Sequenz lautet: Die pluralistische Gesellschaft bietet ihren Mitgliedern Freiheiten, mutet ihnen jedoch auch die Anstrengung der gegenseitigen Anerkennung bzw. Toleranz zu. Vermutlich provoziert diese These Nachfragen und Widerspruch. Die abschließende Sequenz soll zu ihrer Klärung beitragen.