EINHEIT 2: Verantwortung

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(Sekundarstufe II)
Konfliktmineralien in unseren Handys – Was sollen wir tun?
Verantwortung übernehmen in einer unübersichtlichen Welt

Einleitung: Das Basiskonzept „Verantwortung“: ein exemplarischer Zugang

1. Handlungsfreiheit – Verantwortung – Nichtwissen

In einer Marktwirtschaft machen wir täglich von unseren Freiheitsrechten Gebrauch, wenn wir etwas kaufen (oder auch verkaufen). Jeder Kauf beruht auf unserer Entscheidungsfreiheit. Wie bei anderen Freiheitsrechten auch schränken Gesetze unsere Entscheidungsfreiheit teilweise ein (so ist z.B. der Kauf von Waffen massiv reguliert), doch wir müssen wissen, was für uns oder Andere gut ist und mit welcher Entscheidung wir Schaden anrichten. Im Prinzip geht es um unsere Verantwortung, die mit der Wahrnehmung eines jeden Freiheitsrechts einhergeht. Es steht uns frei, z.B. alkoholische Getränke, oder Süßigkeiten zu konsumieren, und es liegt an uns, die Folgen unserer Entscheidungen zu bedenken. Bei diesen Beispielen ist es relativ leicht, die Folgen abzuwägen: wir können auf unsere Erfahrungen oder diejenigen anderer Menschen zurückgreifen, und oft genügt auch der schlichte Menschenverstand.

Unsere Verantwortung erstreckt sich jedoch auch auf andere Menschen, auf die Umwelt und zukünftige Generationen. Ein Beispiel: Mit welchen Verkehrsmitteln reisen wir, und mit welchen nicht? Wir wissen zwar, dass es letztlich auf jeden einzelnen ankommt, unseren CO2-Fußabdruck zu verringern, doch wie stellen wir den fest? Welchen Unterschied macht es genau, ob wir einen Flug für den nächsten Urlaub buchen? Die Umwelt und die Atemluft sind eine Ressource, auf die wir alle zugreifen können. Was macht es für einen Unterschied, wenn ich nicht mehr mit dem Verbrenner-Auto oder dem Flugzeug verreise und viele andere weitermachen wie bisher?

Dieses Beispiel zeigt, unsere Alltagsentscheidungen Folgen auslösen können, die wir nicht mehr überblicken. Es macht für Menschen in anderen Teilen der Welt bzw. für künftige Generationen einen Unterschied, wie wir uns hier und heute verhalten. Die Struktur der gegenseitigen Abhängigkeit ist asymmetrisch: Menschen in Entwicklungsländern oder die nachfolgendenden Generationen sind von den langfristigen Folgen unseres Verhaltens betroffen, wir jedoch nicht von ihnen.

Wir kaufen und konsumieren eine Vielfalt von Produkten, die von international operierenden Konzernen hergestellt werden. Um im Wettbewerb zu bestehen, senken sie die Kosten ihrer Produkte, indem sie jede Phase des Produktionsprozesses in den Teil der Welt auslagern, in dem die Rohstoffe am günstigsten, die Löhne am niedrigsten, oder die Qualifikation der Belegschaft am besten ist, um nur ein paar Standortfaktoren zu nennen. Es entstehen weltumspannende Lieferketten, die sich online vernetzen und steuern lassen.

In hochentwickelten Industrieländern genießen wir als Konsumenten den Wohlstand, den die global vernetzte Wirtschaft uns ermöglicht. Wir wissen jedoch nicht, welche positiven oder negative Folgen eine bestimmte Kaufentscheidung für jene Menschen hat, die in diese global vernetzte Lieferketten eingebunden sind, aus der das Produkt stammt, das wir nach Hause tragen. Dieses Nichtwissen stellt das Prinzip der Verantwortung – in unserem Handeln und Entscheiden stets „das Ende zu bedenken“ – in Frage. Wir wissen nicht, wie wir auf andere wirken, und überblicken auch die Entwicklungen nicht mehr, die auf uns einwirken.

Es wird zu einer Aufgabe von EDC/HRE, junge Menschen zu unterstützen, sich dieser Situation bewusst zu werden, sie aushalten und mit ihr umgehen zu können. Im Sinne des Kompetenzmodells für demokratische Kultur geht es nicht nur um Kompetenzen, sondern auch um die persönliche Haltung und Einstellungen12. Mit dem Grundproblem, unter Bedingungen des (teilweisen) Nichtwissens Entscheidungen treffen zu müssen, sind nicht nur Käufer und Käuferinnen moderner Industrieprodukte konfrontiert. Es betrifft auch Entscheidungsträger und -trägerinnen in Politik und Wirtschaft.

2. Ein exemplarischer Zugang: Befinden sich Konfliktmineralien in unseren Handys?

Dieser Einheit macht dieses Problem zum Thema. Die Schülerinnen und Schüler befassen sich mit der Frage, wie sie in einer modernen, global vernetzten Gesellschaft Verantwortung übernehmen können für ihr Handeln, wenn sie die Folgen nicht überblicken.

Sie befassen sich exemplarisch mit diesem Problem am Beispiel der Produktion von Handys. Die Wahl dieses Beispiels lässt sich begründen mit der zentralen Bedeutung des Handys für die Lebenspraxis der Jugendlichen: Der JIM-Studie (2020)13 zufolge besitzen 94% der Jugendlichen in Deutschland ein Smartphone, und sie nutzen dieses Medium intensiver als jedes andere. Knapp vier Stunden gehen sie täglich online. Im Jahr 2020 verwendeten sie 27% ihrer Zeit im Internet zur Kommunikation, 28% für Spiele, 11% zur Informationssuche und 34% für Unterhaltung (z.B. Musik, Videos, Bilder). Fast alle Jugendlichen können sich daher wohl ein Leben ohne Handy nicht vorstellen.

Die Lieferketten der Handyhersteller sind bereits vor Jahren in die Kritik geraten. In der Handyproduktion werden sog. Konfliktmineralien verwendet – Tantal, Wolfram, Zinn und Gold, die sog. „3TG“-Mineralien14. Die Demokratische Republik Kongo (DRK) gehört zu den Hauptlieferanten, und bewaff-nete Gruppen finanzieren sich durch die Einnahmen im Kleinbergbau. Bis heute (Stand 2021) ist es der Regierung der DRK nicht gelungen, diese Kriegswirtschaft in ihren östlichen Grenzprovinzen zu beenden. Menschenrechte werden verletzt, z.B. durch Kinderarbeit, und die Umwelt wird schwer geschädigt. Andererseits sind die Menschen auf die Arbeit im 3TG-Bergbau angewiesen, um ihren – bescheidenen – Lebensunterhalt zu sichern, so dass ein Boykott der 3TG-Mineralien aus der DRK keine Lösung wäre.

Die Lernenden erfahren vermutlich zum ersten Mal, dass in ihren Handys mit hoher Wahrscheinlichkeit Konfliktmineralien verbaut wurden. Auf Grund der in den USA eingeführten Transparenzregeln (Dodd-Frank-Gesetz) lässt sich z.B. die Handy-Lieferkette von Apple z.B. gut einsehen. Die Schülerinnen und Schüler werden mit einem Dilemma konfrontiert: Es war sicher nicht ihre Absicht, durch den Handy-Kauf zur Finanzierung bewaffneter Gruppen im 3TG-Bergbau beizutragen. Andererseits wäre es für sie inakzeptabel, auf den Kauf eines Handys künftig zu verzichten.

Durch die gemeinsame exemplarische Ausleuchtung der Handy-Lieferkette in dieser EDC/HRE-Einheit erfahren sie, dass sie – mit einiger Anstrengung – ihr Wissen über ihre Handlungsspielräume und Entscheidungsalternativen erweitern können. Zivilgesellschaftliche und politische Netzwerke erweisen sich als wichtige Quelle.

Das moralische Dilemma beim Handykauf kann uns bei jedem anderen Produkt, insb. jenen, die aus globalen Lieferketten hervorgehen, wieder begegnen. Als Einzelne sind wir überfordert, mit diesem Problem umzugehen. Das Problem betrifft uns alle und wird damit zu einem politischen Problem. Es wird zur Aufgabe der Politik, für Transparenz in der global vernetzten Ökonomie zu sorgen Im Sinne des Titels dieses Handbuchs können Bürgerinnen und Bürger darauf drängen, diese Aufgabe auf die politische Agenda zu setzen.

Verantwortung übernehmen bedeutet also auf der Makroebene, sich mit dem globalen Problem der asymmetrischen Interdependenz zu befassen – Menschen in anderen Ländern sind durch die Folgen unseres Handelns stärker betroffen als umgekehrt – und Transparenz herzustellen. Wer muss dann „hinschauen“? Die Unternehmen? – Die Staaten? – Oder eine NGO?

Die Jugendlichen können in dieser Einheit die Handlungsspielräume ausloten, die sie auf der Mikroebene, also in ihrer Alltagssprache nutzen können. Da geht es z.B. um die Frage, ob sie aus dem moralischen Dilemma herauskommen, wenn sie ein „faires“ und „sauberes“ Handy finden, das ihren Anforderungen genügen würde – und zu welchen Kompromissen sie ggf. bereit sein müssten.

3. Der didaktische Fokus der Einheit: politischmoralische Urteilsbildung

Problemorientierung

Die Einheit konfrontiert die Lernenden mit dem strukturellen Problem, dass die Globalisierung der Produktionsprozesse und Lieferketten Menschen in der Welt voneinander abhängig macht (Interdependenz). Die Konsequenzen unseres Handelns und unserer Entscheidungen reichen weiter als unsere Wahrnehmung und unser Empathievermögen15, so dass es schwer oder sogar unmöglich wird, in kontrollierter Weise Verantwortung für unser Tun zu übernehmen (Problem der Komplexität bzw. Unübersichtlichkeit)16.

Skizze des Lernprozesses

Am Beispiel des Kaufs und der Nutzung eines Handys (Smartphones) können sich die Lernenden exemplarisch mit den Problemen der globalen Interdependenz und Unübersichtlichkeit auseinandersetzen und klären, wie weit ihr persönlicher Handlungsspielraum reicht, für den sie Verantwortung übernehmen können und sollten. Sie stellen fest, dass die Verwendung von Konfliktmineralien in der Produktion von Handys ein politisches Problem ist: Handy-Nutzerinnen und -Nutzer haben Netzwerke gebildet, mit dem Ziel, durch Recycling und vor allem durch Reparaturen die Lebensdauer von Handys zu verlängern. Sie stellen auch fest, dass die USA, die EU und einzelne Staaten Gesetze zur Regulierung und Kontrolle der Handy-Lieferketten beschlossen haben und diese Gesetzgebung von einer kritischen Öffentlichkeit gefordert und begleitet wird. Die Lernenden erfahren, dass sie Verantwortung nicht nur auf der Mikroebene, ihrer persönlichen Lebensgestaltung, sondern auch im Sinne des Titels dieses Handbuchs auch auf der Makroebene, durch Teilhabe an zivilgesellschaftlichen Initiativen und politischen Entscheidungsprozessen, wahrnehmen können und sollten.

Die Inhaltsstruktur der Einheit

Die Abfolge der Sequenzen orientiert sich am Dreischritt des Entscheidungszyklus: Was ist? – Was ist möglich? – Was soll ich tun? Das die dritte Frage im Modell (Was soll geschehen?) wurde modifiziert, um den Fokus auf das Basiskonzept der Verantwortung zu richten.

Was Ist?

Sequenz 1: Konfliktmineralien in meinem Handy? Konfrontation mit dem Dilemma

Die Lernenden erfahren, dass wer sich ein Handy kauft, damit rechnen muss, gegen seine Absicht zum Teil eines gravierenden Problems zu machen. Sie werden sich ihrer Verantwortung für die Menschen, die in der Handy-Lieferkette arbeiten, bewusst. Andererseits können sie sich ein Leben ohne Handy nicht vorstellen. Das Problem wird durch die Unübersichtlichkeit der globalen Handy-Lieferkette verschärft. Sie stellen Fragen, um diesem Dilemma und Lösungsmöglichkeiten auf den Grund zu gehen, um die Folgen ihrer Kaufentscheidung besser abschätzen zu können.

Sequenz 2 klärt den Ist-Stand: Wie gelangen Konfliktmineralien in die Handylieferkette?

Was ist möglich?

Sequenz 3 und 4: Was ist möglich, um das Dilemma beim Handy-Kauf zu lösen?

Die Lernenden untersuchen arbeitsteilig die Handlungsspielräume auf der Mikro- und Makroebene. Sie fragen nach den Handlungsspielräumen in ihrer persönlichen Lebensgestaltung sowie nach den Möglichkeiten, das Problem der Konfliktmineralien politisch zu lösen. Dazu gehören auch die Teilhabemöglichkeiten der Bürgerinnen und Bürger.

In Sequenz 4 werten die Lernenden ihre Beiträge aus.

Was soll ich tun? Was sollen wir tun?

Sequenz 5: Was soll ich tun? Was sollen wir tun?

Die Lernenden setzen sich mit dem Basiskonzept der Verantwortung auseinander. Sie verstehen, dass persönliche Freiheit von der Verantwortung für die Folgen ihres Handelns nicht zu trennen ist.

Sie diskutieren, von welchen Handlungsmöglichkeiten sie in ihrer persönlichen Lebensgestaltung auf der Mikro-Ebene sowie als Bürgerinnen und Bürger auf der Makro-Ebene Gebrauch machen wollen.

In der Abschlussreflexion – Was habe ich gelernt? – bewerten sie ihren Lernertrag. Offene Fragen können den Anstoß zu einem Planungsgespräch geben, so dass sich die Lernenden an der Konzipie-rung des Unterrichts beteiligen können.

4. Hinweise für die Lehrperson zur Vorbereitung der Einheit

Aktualisierung der Materialien

Diese Handbuchreihe unterscheidet sich von herkömmlichen Schulbüchern dadurch, dass sie Modelle zur Konzeption von Kurzprojekten und zum Kompetenztraining anbietet. Das Problem, empirische Materialien veralten können, wird umgangen. Diese Leerstelle verschafft der Lehrperson die Freiheit, die Einheit mit den empirischen Bezügen zu versehen, die aktuell auf der politischen Agenda stehen oder die Lernenden besonders interessieren.

Diese Einheit geht anders vor, da das Basiskonzept der Verantwortung nicht thematisiert werden kann, ohne einen konkreten Handlungskontext einzubeziehen, in dem ein Dilemma enthalten ist, mit dem sich die Lernenden exemplarisch auseinandersetzen können.

Daher ist die Auseinandersetzung der Lernenden mit den Ende 2021 zugänglichen Materialien ausführlich beschrieben. Der Gegenstand ist in jeder Hinsicht dynamisch, z.B. hinsichtlich der technologischen Entwicklung der IT-Geräte oder der Kontrolle der Handy-Lieferketten. Mit zunehmendem zeitlichem Abstand muss die Lehrperson daher die Materialien überprüfen und aktualisieren, z.B. die neuesten Berichte von Apple oder der Expertengruppe des UN-Sicherheitsrats heranziehen.

Kompetenzniveau der Lernenden

Die Lehrperson schätzt ab, welche Hilfestellungen und Inputs ihre Lerngruppe oder einzelne Lernende benötigen, z.B. zur Quellenkritik bei der Onlinerecherche17, und inwieweit sie die englischsprachigen Quellen verstehen. Die Hilfestellungen für die Projektgruppen bzw. einzelne Lernende (Sequenz 3) kann die Lehrperson differenzieren.

5. Kompetenzentwicklung: Zusammenhänge mit anderen Sequenzen in diesem BandInhalt der Matrix

Der Titel dieses Lehrerhandbuchs – Teilhabe an der Demokratie – fokussiert auf die Kompetenzen der aktiven Bürgerin und des aktiven Bürgers in der Demokratie. Die nachfolgende Matrix zeigt potenzielle Synergien zwischen den verschiedenen Sequenzen in diesem Band. Die grau unterlegte Zeile enthält die Kompetenzen, die in der vorliegenden Einheit 2 (Verantwortung) trainiert werden. Die nachfolgenden Zeilen verweisen auf jene Sequenzen in diesem Band, in denen die Lernenden Kompetenzen trainieren, die mit denen in dieser Einheit zusammenhängen. Die stark eingerahmte Spalte hebt die politischen Entscheidungs- und Handlungskompetenzen hervor, die von besonderer Bedeutung sind für die Teilhabe an demokratischen Willensbildungs- und Entscheidungsprozessen.

Funktion der Matrix

Die Lehrperson kann die Matrix als Planungsinstrument für Demokratie- und Menschenrechtsbildung in unterschiedlicher Weise einsetzen:

  • Die Matrix liefert Kriterien für die Auswahl einer Einheit unter dem Gesichtspunkt, welche Kompetenzen vorrangig trainiert werden sollen, insbesondere dann, wenn nur wenig Zeit zur Verfügung steht. Im Falle der Einheit 2 geht es primär um das Verhalten in Dilemmasituationen, die Übernahme von Verantwortung und Entscheidungen unter Bedingungen unvollständiger Information. Zugleich trainieren die Lernenden in dieser Einheit ihr Reflexionsvermögen und ihre Sozial-, Argumentations- und Handlungskompetenz.
  • Diese Synergien lassen sich umgekehrt auch zur Konstruktion von Transferschleifen verwenden. Die Lehrperson kombiniert also jene Einheiten, die ein intensives Training bestimmter Kompetenzen ermöglichen.
Einheiten Dimension der Kompetenzentwicklung Einstellungen und Werte
Analyse- und
politische
Urteilskompetenz
Methoden und Fertigkeiten TEILHABEN AN DER
DEMOKRATIE
Politische Entscheidungs- und Handlungskompetenz
2 Verantwortung Ein Dilemma aus verschiedenen Perspektiven erfassen (asymmetrische Interdependenz)
Komplexe Wirkungszusammenhänge analysieren und beurteilen
Informationen beschaffen, verarbeiten und präsentieren
Quellenkritik
Analytisches Denken
Argumentieren
Impulsreferat entwerfen und vortragen
In einem zivilgesellschaftlichen Netzwerk mit Gleichgesinnten kooperieren Empathie für Schwächere
Mut zur Entscheidung ohne vollständige Information
Persönliche Handlungsfreiheit und Verantwortung verknüpfen
1 Identität Folgen einer
Entscheidung durchdenken
Bereitschaft zum Perspektivwechsel
3 Pluralismus und Vielfalt Wertepluralismus
Konkurrenz der Interessen
Konsensfindung durch Aushandeln Gegenseitige
Anerkennung
4 Konflikt Nachhaltigkeitsdilemma
Nachhaltigkeitsziele
Allmende und offene Ressourcen
Verhandlungsstrategien Konfliktlösung
6 Macht und Entscheidung Politik als Prozess der Problemlösung
9 Medien und Öffentlichkeit Appreciation of the cultural dimension of democracy Meinungsfreiheit und Verantwortung verknüpfen

Einheit 2: Basiskonzept „Verantwortung“
Konfliktmineralien in unseren Handys – Was sollen wir tun?

Verantwortung übernehmen in einer unübersichtlichen Welt

Thema Erkenntnisziele Kompetenzen Aufgaben Medien und
Hilfsmittel
Methoden

Sequenz 1:

Konfliktmineralien in meinem Handy? Konfrontation mit dem Dilemma

Dilemma: Wir wollen auf ein Handy nicht verzichten, und durch den Kauf tragen wir vermutlich zum Problem der Konfliktmineralien bei.

Verantwortung übernehmen bedeutet, die Folgen von Entscheidungen und Handlungen zu berücksichtigen.

Wir überblicken nicht die Folgen unseres Kaufs in global vernetzten Lieferketten.

Die Lernenden können
– Ein Video
auswerten;
– Fragestellungen zur entwickeln;
– ihren Arbeits- und Lernprozess
planen.

Die Lernenden
– legen dar, welche Bedeutung ein Smartphone für sie hat;
– werten ein Video aus und entwickeln Fragestellungen;
planen die Einheit gemeinsam mit der Lehrperson.
Jan Künzl:
YouTube-Film: WissensWerte – „Smartphones und Nachhaltigkeit“ (2013)
Handout 2.1 (Klassensatz)

Positionsspiel

Partnerarbeit

Diskussion

Planungsgespräch

Sequenz 2

Wie gelangen Konfliktmineralien in die Handy-Lieferkette? Menschenrechtsverletzungen in einem schwachen Staat

Die Demokratische Republik Kongo ist ein schwacher Staat. Im Machtvakuum auf seinem Territorium setzen sich bewaffnete Gruppen fest.

Denkanstöße verarbeiten, Fragestellungen entwickeln

Die Lernenden

– werten ein Impulsreferat aus und entwickeln weiterführende Fragestellungen;
– planen den weiteren Verlauf der Einheit.

Jan Künzl: YouTube-Film:
WissensWerte – „Smartphones und Nachhaltigkeit“ (2013) und Hand-out 2.1 (Klassensatz)
Material 2.1 für Lehrpersonen
Handout zum Impulsvortrag (Thesenpapier)

Impulsreferat (Demonstration der Lehrperson)

Einzelarbeit

Diskussion

Planungsgespräch

Sequenz 3

Was ist möglich, um das Dilemma beim Handy-Kauf zu lösen?

Arbeitsgruppen entwerfen Impulsreferate

Mikro- und Makroebene verantwortlichen Handelns
Selbstständiges Arbeiten im KurzprojektDie Lernenden beherrschen bewusst die Phasen eines Lernprozesses.
Impulsreferat

Die Lernenden

– entwickeln die Fragestellungen ihres Kurzprojekts;
– planen ihren
Arbeitsprozess;
– entwerfen
Impulsreferate.

„Tipps für nachhaltigen Konsum“ (Handy-Aktion 2021)

Plenumsgespräch

Planungsgespräch

Aufgabeninstruktion und differenzierte

Hilfestellungen der Lehrperson

Sequenz 4

Was ist möglich, um das Dilemma beim Handy-Kauf zu lösen?

Beurteilung der Handlungsmöglichkeiten

Wir verfügen über alternative Handlungsmöglichkeiten auf der Mikro- und Makroebene.

Die Lernenden können

– ein Impulsreferat halten;
– ein Impulsreferat verarbeiten.

Die Lernenden

– präsentieren ihre Impulsreferate;
– verarbeiten die Impulsreferate in ihrer Urteilsbildung.

Thesenpapiere mit Quellennachweisen Impulsreferate
Plenumsdiskussion

Sequenz 5

Was soll ich tun? Was sollen wir tun?

Verantwortung und Freiheit

Erkenntnisziel der Einheit: Die Lernen-den können Verantwortung auf der Mikro- und der Makroebene übernehmen. Verantwortung übernehmen geschieht im Handeln.

Die Lernenden können nicht nur zur Lösung des Problems der Konfliktmineralien beitragen, sie stärken auch die Demokratie in der Lösung von Zukunftsproblemen.
Urteilsbildung, Argumentieren

Die Lernenden

– reorganisieren die Information in Handout 2.2;
– beurteilen die Forderung von Jonas nach einer „wohlwollenden Tyrannis“ und seine Demokratiekritik:
– ziehen Konsequenzen für ihr Handeln;
– geben Feedback zur Einheit und reflektieren ihren Lernertrag.

Handout 2.2, 2.4 (Klassensatz) Impulsreferate
Plenumsdiskussion
Einzelarbeit
Plenumsdiskussion
Feedback.

 

12. Council of Europe (2016): Competences for Democratic Culture. Living together as equals in culturally diverse democratic societies https://www.living-democracy.com/competences-for-democratic-culture/ (Abruf am 07.10.2021)
13. https://www.lfk.de/forschung/mediennutzungsstudien/jim-studie-2020 (Abruf am 11.07.2021).
14. 3TG steht im Englischen für tantal, tungsten, tin, gold.
15. Günther Anders (1987: 267 ff.) hat in seinem Werk „Die Antiquiertheit des Menschen“ den Begriff des „prometheischen Gefälles“ geprägt: „Die drei 16. Hauptthesen: dass wir der Perfektion unserer Produkte nicht mehr gewachsen sind; dass wir mehr herstellen als [wir] vorstellen und verantworten können; und dass wir glauben, das, was wir können, auch zu dürfen, nein: zu sollen, nein: zu müssen (…) (ebd.: VII).
16. Aus dieser Perspektive wird das Problem des Klimawandels zusätzlich verschärft, da zur räumlichen Dimension die der Zeit hinzukommt.
17. Vgl. dazu Handout 9.1 in diesem Band.