2 – Material 1: Die drei Phasen eines Lernprozesses64
Living Democracy » Textbooks » Demokratiebildung verstehen » Teil 2 – Demokratie und Menschenrechte lehren und lernen » Einheit 4 – Lernprozesse unterstützen und Unterrichtsformen auswählen » 2. Aufgabe und Leitfragen zur Anleitung von Lernprozessen und zur Auswahl der Unterrichtsformen » 2 – Material 1: Die drei Phasen eines Lernprozesses64In jedem Lernprozess lassen sich drei Phasen unterscheiden, die eng miteinander zusammenhängen und sich gegenseitig bedingen.
Aufnahme
Fragen zur Informationsaufnahme der Lernenden
Vorwissen Wird Vorwissen aktiviert? Fragen stellen Können sich die Lernenden so mit dem Inhalt auseinandersetzen, dass sie Fragen dazu entwickeln können? Sinneswahrnehmungen Ist es für die Lernenden möglich, Informationen über verschiedene Sinne aufzunehmen? Wird durch Sehen, Anschauen, Betrachten, Hören, Zuhören, Fühlen, Empfinden, Tasten Schmecken, Riechen … gelernt? Veranschaulichung Werden Veranschaulichungshilfen, z.B. Bilder, Modelle und Nachbildungen eingesetzt? |
Verarbeitung und Speicherung
Fragen zur Verarbeitung und Speicherung von Informationen
Inhaltsstruktur Sind die Inhalte so strukturiert, dass die vorausgegangenen Lernschritte die nachfolgenden erleichtern? Anknüpfungspunkte Können die Lernenden neue Informationen mit ihrem Vorwissen verknüpfen? Anspruchsniveau Sind die Aufgaben für die einzelnen Schülerinnen und Schüler anspruchsvoll und herausfordernd, aber noch lösbar? Ist zumindest ein Teil der Aufgaben auf verschiedenen Niveaus gestellt (Binnendifferenzierung)? Vertiefung Sind die gewählten Aufgaben und die Lernumgebung geeignet, das Gelernte zu festigen und zu vertiefen? Ergebnissicherung Halten die Lernenden ihre Ergebnisse fest (z.B. Bericht, Lernplakat, Hefteintrag, Zeichnung, Skizze)? Üben Können die Lernenden, die erworbenen Kompetenzen an möglichst verschiedenartigen Inhalten üben? Lernintensität Haben die Lernenden genügend Gelegenheit und Zeit, sich mit neuen Informationen und Erfahrungen intensiv auseinander zu setzen? Verweilen wir bei einem Thema ausreichend lange, um in die Tiefe vorzudringen? |
Transfer
Der Lernprozess muss den Lernenden Gelegenheiten zum Transfer bieten – um zu vermeiden, dass sie zum Schluss fest stellen müssen: „Gelernt, aber schon vergessen“, oder „Gewusst, aber nicht verstanden oder reflektiert“, „Gestern erarbeitet, heute schon verlernt“ oder „Gelernt, aber nie genutzt“.
Fragen zum Informationstransfer
Nutzen Erkennen und erfahren die Lernenden den Nutzen des Gelernten? Wirksamkeitserfahrung (Motivation) Erfahren die Lernenden unmittelbar den Zusammenhang zwischen ihrer eigenen Anstrengung ihren Lernfortschritten? Erleben sie, dass sie selbst sich ihren Lernzuwachs erarbeitet haben, d.h. dass sie mit ihren Lernanstrengungen bzw. ihren Lernaktivitäten etwas erreichen können? Lernkontrolle Werden Schlussfolgerungen überprüft und überdacht? Weiterlernen Weckt das Gelernte Interesse für weiteres Lernen? Sind die Lernenden zum Weiterlernen motiviert? Anwendung Erhalten die Lernenden vielfältige Möglichkeiten, das Gelernte anzuwenden, d.h. ihre Kenntnisse und Kompetenzen auf andere Probleme und Anforderungen zu transferieren? Wissen die Lernenden, wie und worauf sie das Gelernte anwenden können und ob es Grenzen für den Transfer ihres Wissens und Könnens gibt? |
64. Material 1 beruht auf PLS Irchel Zürich (1997), ZUP 5, Lernprozesse, S. 7 – 21.