Die Beurteilung der Lernleistungen umfasst drei Dimensionen und drei Ebenen. Wir stellen ein dreidimensionales Modell vor, um ihre Zusammenhänge darzustellen.

Dimension 1 – Perspektiven: Die Lernenden können sich selbst beurteilen (Selbstbeurteilung) oder von anderen beurteilt werden (Fremdbeurteilung).

Dimension 2 – Beurteilungsformen: Wir unterscheiden drei Formen bzw. Bezugspunkte der Beurteilung, die unterschiedlichen Zwecken dienen: Die formative Beurteilung fokussiert auf die Verbes-serung und Kontrolle des Lernprozesses. Die summative Beurteilung fokussiert auf den Lernertrag und Leistungsstand, der zu einem bestimmten Zeitpunkt erreicht wurde. Die prognostische Beurteilung ermöglicht es, den künftigen Lern- und Entwicklungsprozess eines Lernenden abzuschätzen, um z.B. Empfehlungen für die Wahl einer weiter führenden Schule geben zu können.

Dimension 3 – Bezugsnormen: Die Lehrperson kann sich bei der Beurteilung am individuellen Lernzuwachs eines Schülers oder einer Schülerin orientieren (individuelle Bezugsnorm). Sie kann ihre Beurteilung an einer sachlichen Bezugsnorm (zielbezogen) ausrichten oder an einer sozialen Bezugsnorm (Vergleich mit andern in der Klasse). Wie sich eine Beurteilung auf das weitere Lernverhalten der Schülerin oder des Schülers auswirkt, hängt eng mit der ausgewählten Bezugsnorm zusammen.

Ehr wir auf die Dimensionen der Leistungsbeurteilung eingehen, müssen wir klären, welche Kompetenzen wir beurteilen wollen. In EDC/HRE ist diese Frage mit den drei bereits erörterten Kompetenzen beantwortet: Analysekompetenz, politische Urteilskompetenz und Handlungskompetenz.

Die nachfolgenden Fragen sollen dazu beitragen, klare und objektive Bewertungs- und Beurteilungskriterien zu gewinnen70:

  • Wird bei der Beurteilung das Wesentliche geprüft (dauerhaft Gespeichertes, Exemplarisches, neben inhaltlichen Zielsetzungen auch Kompetenzen als die „Werkzeuge des Denkens und Handelns”)?
  • Orientiert sich unsere Notengebung an der sachlichen Bezugsnorm?
  • Entsprechen die Leistungsanforderungen denen des Lehrplans?
  • Sind die Anforderungen für einzelne Notenstufen im Voraus festgelegt?
  • Sind für die Leistungsanforderungen und die Notengebung für die Lernenden transparent und nachvollziehbar?
  • Wird durch die Lernkontrolle auch den Schülerinnen und Schülern klar, welche Teilaspekte eines Lernziels sie erreicht haben und welche nicht?
  • Werden für Schülerinnen und Schüler mit unterschiedlichen Lernvoraussetzungen verschiedene Lernkontrollen entwickelt?
  • Können die Schülerinnen und Schüler die Lernkontrollen individuell ablegen, wo dies sinnvoll ist (z.B. den Zeitpunkt wählen)?

 

69. Vergl. PLS Irchel Zürich (o.J.): ZUP 7. Lernerfolge, S. 8.
70. Vergl. PLS Irchel Zürich (o.J.): ZUP 7. Lernerfolge, S. 7