2 – Material 11: Beurteilung von EDC/HRE in Schulen
Living Democracy » Textbooks » Demokratiebildung verstehen » Teil 2 – Demokratie und Menschenrechte lehren und lernen » Einheit 5 – Beurteilung von Lernenden, Lehrpersonen und Schulen » 2. Aufgabe und Leitfragen zur Beurteilung von Lernenden, Lehrpersonen und Schulen » 2 – Material 11: Beurteilung von EDC/HRE in SchulenDemokratie kann nicht als gegeben vorausgesetzt werden. Demokratie ist eine historische Errungenschaft in sog. „reifen Demokratien“, und sie ist aus langwierigen Prozessen und Auseinandersetzungen hervorgegangen, die in jeder Nation anders verlaufen sind. Eine Demokratie umfasst mehr als eine Verfassung, die den Bürgern Teilhaberechte garantiert, ihre Teilhabe in Politik und Gesellschaft regelt und für Rechtsstaatlichkeit sorgt. Demokratie ist auf die Wertschätzung und Zustimmung der Bürgerinnen und Bürger angewiesen und eine zivilgesellschaftliche Kultur der Demokratie81.
Die Kompetenzen, Haltungen, Kenntnisse und Werte, die zu einer Kultur der Demokratie gehören, lassen sich nicht als gegeben voraussetzen, sondern müssen von jedem Einzelnen durch Erfahrungen in ihrer Lebenswelt und ihren Alltagshandlungen in der Familie und im Schulleben erworben werden. Jede Generation muss sich die Demokratie und die Kultur, auf der sie beruht, selbst aneignen. Die Bildungs- und Lernprozesse, die dazu erforderlich sind, umfassen den Erwerb von Kenntnissen und Einsichten in EDC/HRE-Sequenzen (Lernen „über“ Demokratie und Menschenrechte). Die Kompetenzen einer demokratischen Kultur erwerben Kinder und Jugendliche in den informellen und formellen Handlungszusammenhängen des Schullebens durch Erfahrung (Lernen „durch“ …) und Handeln (Lernen „für“ …).
Der Schule in einer demokratischen Gesellschaft kommt eine Schlüsselrolle zu, denn „eine demokratisch strukturierte und funktionierende Schule wird nicht nur die Bildung für Demokratie und Menschenrechte fördern und die Lernenden darauf vorbereiten, als engagierte demokratische Bürger und Bürgerinnen ihren Platz in der Gesellschaft einzunehmen. Leben und Lernen an dieser Schule wird auch fröhlicher, kreativer und effektiver werden.”82
Schulen lassen sich nach bestimmten Kriterien evaluieren, um sowohl die Qualität des EDC/HRE-Unterrichts als zu ermitteln, in welchem Umfang Werte wie Menschenrechte und Demokratie gelebt und praktiziert werden. Dies kann in Form der Selbstbeurteilung geschehen.
Zur Evaluation von EDC/HRE in Schulen schlagen wir Indikatoren vor, mit denen die drei Kernbereiche von EDC/HRE an Schulen erfassen lassen:
- Lehrplan, Lehren und Lernen;
- Schulklima und Schulethos;
- Schulführung und Schulentwicklung.
Die Indikatoren verdeutlichen, dass EDC/HRE als Leitidee der Schulpolitik und demokratischen Schulführung zu Grunde liegt und zugleich als pädagogisches Prinzip zu verstehen ist.
Im vorliegenden Band schlagen wir Instrumente und Verfahren zur Selbstevaluation von Schulen vor, an der alle Mitglieder der Schulgemeinschaft teilnehmen. In diesem Zusammenhang geht es weniger auf eine Rückschau auf die Vergangenheit. Vielmehr bietet die Selbstevaluation einen Ausgangspunkt für künftige Schulentwicklungs- und verbesserungsprozesse.
Eine eingehendere Darstellung der (Selbst)beurteilung von Schulen findet sich in den nachfolgenden Materialien 12 – 18. Dabei geht es insbesondere um die Qualität demokratischer Schulführung.
81. Siehe dazu Europarat (2018): Kompetenzen für eine demokratische Kultur, https://www.coe.int/en/web/education/publications#{%2278266904%22:[0]} (Abruf am 21.06.2021).
82. Bäckman, E. und Trafford B. (2008): Demokratische Schulgestaltung in Theorie und Praxis. Straßburg: Europarat. https://www.coe.int/en/web/edc/edc/hre-pack#{%2210618479%22:[1]} (Abruf am 21.06.2021). S.7 (Wortlaut überarbeitet).