Demokratie und Menschenrechte leben und lernen: drei Kompetenzdimensionen in EDC/HRE

Das Ziel der Demokratie- und Menschenrechtsbildung lässt sich in einem dreidimensionalen Kompetenzmodell beschreiben. Diese Dimensionen hängen in der Realität eng miteinander zusammen und sollten nicht isoliert, sondern als Ganzes gefördert werden.

 

Politische Analyse- und Urteilskompetenz

Die Lernenden sollen die Kompetenz entwickeln, politische Ereignisse, Probleme und kontroverse Themen zu analysieren und ihr persönliches Urteil zu begründen. Die Schule kann zu diesem Prozess beitragen, indem sie den Lernenden problem- und handlungsorientierte Aufgaben stellt und ihnen eigenverantwortliches Lernen ermöglicht.

Die Lernenden entwickeln ihre politische Analyse- und Urteilskompetenz, in dem sie trainieren,

  • die Bedeutung politischer Entscheidungen für ihr eigenes Leben zu erkennen;
  • die Konsequenzen politischer Entscheidungen zu erkennen und zu beurteilen;
  • ihre eigene Position zu bestimmen und darzustellen und den Standpunkt anderer verstehen und wieder zu geben;
  • die drei Dimensionen des Politischen zu erkennen und zu verstehen, nämlich:
    • a) die institutionelle Dimension (Polity)
    • b) die inhaltliche Dimension (Policy)
    • c) die prozessorientierte Dimension (Politics)
  • verschiedene Phasen politischer Prozesse auf der Mikroebene (beispielsweise in der Schule), der Mesoebene (beispielsweise in der Gemeinde) und der Makroebene (nationale und internationale Politik) zu analysieren und beurteilen;
  • Sachverhalte, Probleme und Entscheidungen mit analytischen Konzepten zu verknüpfen, zu analysieren und sich in ihrem Werturteil an Menschenrechten und Demokratie zu orientieren;
  • die gesellschaftlichen, rechtlichen, wirtschaftlichen, ökologischen und internationalen Bedingungen, Interessen und Entwicklungen in der Diskussion aktueller, kontroverser Themen einzubeziehen;
  • die Darstellung politischer Inhalte in den Medien zu verstehen und zu beurteilen.

Methodenkompetenz

Wer sich an Entscheidungsprozessen in der Schule, Gemeinde oder der nationalen bzw. internationalen Politik beteiligen möchte, benötigt nicht nur Grundkenntnisse über politische Inhalte, Strukturen und Prozesse, sondern ebenso allgemeine (formale) Kompetenzen, die sich im Umgang mit anderen Inhalten erwerben und nutzen lassen, z.B. die Kompetenz zur Kommunikation, Kooperation oder die Auswertung von Informationen und Daten. Spezifische Fähigkeiten, die für die politische Teilhabe unerlässlich sind, z.B. das Argumentieren und Debattieren, müssen die Lernenden in EDC/HRE trainieren in Aufgabensettings, die den politischen Diskurs abbilden oder simulieren (z.B. Debatten, Streitgespräche).

Die Lernenden entwickeln ihre politische Methodenkompetenz , indem sie trainieren,

  • selbstständig Informationen über Massen- und digitale Medien sowie netzbasierte Quellen zu beschaffen, auszuwählen, zu verarbeiten und zu präsentieren;
  • Quellen kritisch zu beurteilen und Informationen fokussiert (orientiert an einer Fragestellung) auszuwerten, z.B. Daten, Karten, Schaubilder, Grafiken, Karikaturen sammeln, ordnen und beurteilen;
  • eigene Medienprodukte entwickeln können;
  • empirische Methoden in einfachen Formen anwenden können (z.B. Planung kleiner Umfragen oder Interviews, Fragetechnik im Interview).

Politische Entscheidungs- und Handlungskompetenz

Wer sich an politischen Entscheidungsprozessen beteiligen möchte, muss in Verhandlungssituationen und in der Öffentlichkeit selbstbewusst und angemessen auftreten können.

Um dies zu erreichen, müssen die Lernenden die Kompetenz trainieren,

  • ihre politische Position angemessen und selbstsicher auszudrücken;
  • sich an verschiedenen Formen der öffentlichen Auseinandersetzung zu beteiligen, sie zu moderieren und zu dokumentieren, z.B. Debatte, Diskussion, Rede, Verhandlungen;
  • schriftliche Präsentations- und Visualisierungstechniken zu nutzen für Plakate, Wandzeitun-gen, Beiträge in Massenmedien und digitalen Medien;
  • Möglichkeiten zur politischen Einflussnahme zu erkennen, Teams zu bilden und mit anderen zusammenzuarbeiten;
  • sich durchzusetzen, aber auch Kompromisse einzugehen;
  • antidemokratische Positionen und Tendenzen zu erkennen und angemessen darauf zu reagieren;
  • sich in einem interkulturellen Umfeld angemessen und ungezwungen zu verhalten.