Einheit 4: Konflikt – Regeln tragen zur Lösung von Konflikten bei

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Einheit 4: Basiskonzept „Konflikt“ (Primarstufe)

Einführung für Lehrpersonen: Konfliktlösung in der Primarstufe

Der Primarschulalltag liefert etliche Beispiele für Konfliktsituationen. Die meisten Konflikte beruhen auf den Einstellungen der Kinder oder ihrer Unfähigkeit, Druck standzuhalten. Hier sind Beispiele für derartige Konfliktsituationen:

  • jemandem etwas wegnehmen;
  • jemanden versehentlich berühren oder schubsen;
  • sich gegenseitig auf die Nerven gehen;
  • Mitschülerinnen oder Mitschüler nicht in Ruhe lassen;
  • sich gegenseitig einschüchtern oder tyrannisieren;
  • schwere Konfliktformen wie Mobbing, physische Gewalt oder emotionaler Missbrauch.

Primarschulkinder wenden zur Lösung ihrer Konflikte andere Strategien an als Erwachsene. Diese Strategien variieren zudem mit dem Alter der Kinder. Jüngere Primarschüler tendieren zum einen dazu Konflikte physisch auszutragen, d.h. mit Schlägen, aggressiven Reaktionen oder lautstarke Wortgefechte auszutragen. Andere Formen der Konfliktlösung bestehen darin, eine erwachsene Person zu Hilfe holen, weglaufen und dem Konflikt aus dem Weg gehen, nachgeben und resignieren, den Vorfall „ungeschehen“ machen oder symbolische Gesten, z.B. ein Handschlag oder Geschenk.

Ältere Primarschülerinnen und -schüler ab 10 Jahren tendieren zu Formen der Konfliktlösung, z.B. den Konflikt ignorieren, miteinander reden, die Perspektiven der Beteiligten einnehmen, um eine gemeinsame Lösung zu finden, herausfinden wer recht hat und demnach „gewonnen“ hat oder so lange verhandeln, bis alle Beteiligten mit der Lösung zufrieden sind.

Experten unterscheiden drei wichtige Konfliktlösungsformen:

  • physische Konfliktlösung
  • einseitige Konfliktlösung (einen Vorfall ungeschehen machen, ihn durch symbolische Gesten oder Geschenke kompensieren)
  • kooperative Konfliktlösung (selbstreflexives Denken oder Fähigkeit, den Konflikt aus zwei Perspektiven zu betrachten)

Die Sequenzen dieser Einheit greifen diese Konfliktlösungsstrategien auf und berücksichtigen einführend skizzierten Erkenntnisse der Entwicklungspsychologie. Den Schülerinnen und Schülern liefern sie einen Schlüssel, um individuelle und gemeinsame Probleme und Konflikte besser verstehen sowie zwischen öffentlichen und privaten Gütern unterscheiden zu können. Wenn ein Problem oder ein Konflikt einen größeren Kreis von Menschen betrifft, gilt das gleiche für die Problemlösung. Andererseits sollte die Lösung eines individuellen Problems sich nur auf die betroffene Person und niemanden sonst auswirken.

Die vor angesprochenen Konflikte in der Primarschule können oft aus folgenden Gründen entstehen: Infrastruktur, z.B. Platzmangel; Geschlechtszugehörigkeit, also Beziehungen zwischen Jungen und Mädchen; Zusammenarbeit, z.B. Unterschiede im Arbeitstempo oder Lernniveau; Sozialverhalten, z.B. jemanden nicht ausreden lassen usw.

Bei der Gestaltung dieser vier Sequenzen zu Konflikten und Konfliktlösungen sollte sich die Lehrperson berücksichtigen, dass sich Störungen oder Unstimmigkeiten in der Klasse kaum in einer einzigen Sequenz lösen lassen. Selbst wenn die Kinder Klassen- oder Kommunikationsregeln formuliert und gemeinsam beschlossen haben, können erneut Probleme und Konflikte auftreten. Daher ist es wichtig, Konflikte und ihre Lösungsmöglichkeiten immer wieder aufs Neue anzusprechen und auch wiederholt auf die Probleme aufmerksam zu machen, die im Schulalltag immer wieder auftreten können. Anders gesagt: Die Kinder sollen den konstruktiven Umgang mit Problemen und Konflikten erlernen, ohne der Illusion zu erliegen ihre Ursachen ließen sich ein für allemal aus der Welt schaffen.

Klassen- und Kommunikationsregeln können ein wichtiges Instrument für die Konfliktlösung sein. Jedoch nur wenn die Kinder sich aktiv daran beteiligen können, diese auszuarbeiten, werden sie sich mit ihnen identifizieren können und bereit sein, sie zu befolgen. Das Coverbild dieses Bandes zeigt Schülerinnen und Schüler, die die Klassenregeln unterschreiben (vgl. Sequenz 4).

Demokratie- und Menschenrechtsbildung hat die Aufgabe, die Entwicklung von Kompetenzen in drei Bereichen zu fördern. Die vorliegende Einheit hat das folgende Kompetenzprofil:

Kompetenzdimension …
… Politische Analyse- und Urteilskompetenzen … Methodenkompetenzen … Politische Entscheidungs- und Handlungskompetenzen
*** ** **

 

Hilfe aus dem Methodenkoffer
In dieser Einheit werden folgende Methodenkompetenzen aus dem Schüler-Methodenkoffer trainiert. Die Lehrperson entscheidet, ob alle oder einige Kinder zu diesem Kompetenztraining zusätzliche Hilfe benötigen.
0 In Bibliotheken recherchieren
0 Im Internet recherchieren
0 Interviews und Umfragen durchführen
0 Bilder interpretieren
X Mindmaps erstellen
0 Plakate gestalten
0 Ausstellungen planen
X Präsentationen vorbereiten und halten
0 Präsentationen mit Overhead-Folien oder PowerPoint vorbereiten
0 Zeitungsartikel verfassen
0 Aufführungen
X Debattieren und Diskutieren

 

Einheit 4: Konflikt

Regeln tragen zur Lösung von Konflikten bei
Konfliktlösung auf der Primarstufe

 

Thema Ziele Aufgaben Medien und Hilfsmittel Methoden

Sequenz 1

Es ist alles in Ordnung! Wirklich?

Die Schülerinnen und Schüler benennen und unterscheiden Probleme und Konflikte, die sie in der Klasse wahrnehmen. Auf diese Weise lernen sie, zwischen öffentlichen und privaten Gütern zu unterscheiden. Die Kinder sammeln im Brainstorming-Verfahren Probleme und Konflikte, die sie in der Klasse wahrnehmen. Sie unterscheiden zwischen gemeinsamen individuellen Problemen. Post-it-Zettel, Stifte, A3-Bögen zur Kennzeichnung gemeinsamer und individueller Probleme. Einzelarbeit, Plenumsdiskussion.

Sequenz 2

Wir machen es so

Die Kinder lernen ihre eigenen Strategien zur Problem- und Konfliktlösung zu reflektieren. Sie lernen unterschiedliche Perspektiven sowie unterschiedliche Persönlichkeiten und Verhaltensweisen wahrzunehmen und anzuerkennen. Die Kinder tauschen ihre Sicht auf Probleme und Konflikte aus. Gemeinsam erarbeiten sie Lösungsansätze. Flipchartbögen, Stifte. Gruppenarbeit.

Sequenz 3

Eine Ideensammlung

Die Kinder lernen, Argumente zu formulieren, um andere von ihrem Standpunkt zu überzeugen. formuliert. Durch ihre Praxiserfahrung verstehen sie die Bedeutung der Mehrheitsentscheidung in einer Demokratie. Die Kinder präsentieren ihre Lösungsvorschläge und entscheiden gemeinsam über Regeln für ihre Klasse. Poster, Flipchart, Stifte. Präsentation, Abstimmung, Klassengespräch.

Sequenz 4

Unser Klassenvertrag

Die Kinder begreifen sich als eine eigenverantwortliche Gemeinschaft und lernen, wie man sich mit einer gemeinsam formulierten Vereinbarung identifiziert. Die Kinder halten die Klassenregeln in einem Dokument schriftlich fest und unterschreiben sie. Sie diskutieren über die Möglichkeiten, die Einhaltung dieser Regeln zu kontrollieren und über mögliche Konsequenzen bei Regelverstößen. Flipchart, Stifte. Plenumsdiskussion .