Einheit 5: Regeln und Recht – Die Grundlage unseres Zusammenlebens

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Einheit 5: Basiskonzept „Regeln und Recht“ (Primarstufe)

Einführung für Lehrpersonen: Eine Vereinbarung unter Beachtung demokratischer Prinzipien – unsere neuen Schulregeln

Seit mehreren Jahren wird über die Frage diskutiert, auf welchen Prinzipien eine Demokratie beruht. Was ist eine Demokratie nach heutiger Lesart? Gibt es gute und schlechte Demokratien? Genügt es, dass ein Staat über eine demokratische Verfassung verfügt? Viele Gruppierungen und Parteien nennen sich demokratisch oder führen den Begriff der Demokratie in ihrem Namen. Welches Signal wird damit gesetzt? Was bedeutet dies für die Mitglieder dieser Organisationen?

Offenkundig lässt sich eine Demokratie nicht verordnen oder aufzwingen. Um funktionieren zu können, muss eine Demokratie durch eine Verfassung garantiert und gesetzlich implementiert werden, und sie muss durch weitere Vereinbarungen abgesichert sein. Sie kann sich nur entfalten, wenn die Menschen das Bedürfnis haben, an der Gesellschaft teilzuhaben. Diese Teilhabe kann in unterschiedlicher Form und in unterschiedlichen Bereichen erfolgen, und sie wird in demokratisch verfassten Staaten unterschiedlich ausgestaltet. Eine plebiszitäre Form der Demokratie beispielsweise ermöglicht es den Bürgerinnen und Bürgen, die Gesetze, nach denen sie leben wollen, selbst zu erarbeiten und zu beschließen. An solchen Prozessen sind im Idealfall möglichst viele Menschen beteiligt. Was möchten wir regeln? Wer muss sich an diese Regeln und Gesetze halten? Wozu benötigen wir diese oder jene Regel? Wie verhalten wir uns, wenn gegen Regeln und Gesetze verstoßen wird? Demokratische Staaten unterscheiden sich darin, inwieweit plebiszitäre Formen der Demokratie nicht nur lokal, also auf der Mikroebene, sondern auch auf der Makroebene, also auf regionaler oder nationaler Ebene praktiziert werden.

In dieser Einheit erhalten die Kinder die Möglichkeit, in der Schule sich unmittelbar an einem wichtigen Entscheidungsprozess zu beteiligen. Durch ihre Praxiserfahrung lernen die Kinder einen wichtigen demokratischen Grundsatz kennen – Demokratie beruht auf der Teilhabe der Bürgerinnen und Bürger. Die Erfahrung zeigt, dass Kinder, die in Entscheidungsfindungsprozesse der Schulgemeinschaft einbezogen werden, das Schulleben bewusster wahrnehmen und mehr Verantwortung für ihre Schule entwickeln. Konkret geht es darum, dass Menschen, die in einer Institution viel Lebenszeit miteinander verbringen, Regeln beschließen, die ihr Zusammenleben ordnen. Kinder und Jugendliche verbringen in der Schule mehr Zeit als irgendwo sonst. Diese Einheit zeigt, dass die Schule ein Ort des Lernens ist, an dem viele Menschen mit den unterschiedlichsten Bedürfnissen zusammen „leben“ und lernen, und dass dieses Zusammenleben in irgendeiner Form geregelt werden muss. Konflikte – die vollkommen normal sind – müssen gelöst und die Interessen von Minderheiten geschützt werden.

Demokratie wird oft als totale Freiheit des Einzelnen missverstanden – jeder könne tun und lassen, was er wolle, jeder seine Bedürfnisse maximal zu befriedigen versuchen. Dem Grundgedanken der Demokratie entspricht das nicht. Demokratie geht von der Vorstellung aus, dass Regeln und Gesetze aus Entscheidungsprozessen hervorgehen, an denen sich die Bürgerinnen und Bürger beteiligen können, und dass das Verfahren für alle transparent ist. Diese Regeln und Gesetze können die Freiheit der Einzelnen einschränken, und sie können in einem demokratisch legitimierten Verfahren abgeändert werden. Mit diesen Prinzipien setzt sich die folgende Einheit auseinander.

Demokratie- und Menschenrechtsbildung soll die Entwicklung von Kompetenzen in drei Bereichen fördern. Die vorliegende Einheit hat das folgende Kompetenzprofil:

Kompetenzdimension …
… Politische Analyse- und Urteilskompetenzen … Methodenkompetenzen … Politische Entscheidungs- und Handlungskompetenzen
** * ***

 

Hilfe aus dem Methodenkoffer
In dieser Einheit werden folgende Methodenkompetenzen aus dem Schüler-Methodenkoffer trainiert. Die Lehrperson entscheidet, ob alle oder einige Kinder zu diesem Kompetenztraining zusätzliche Hilfe benötigen.
0 In Bibliotheken recherchieren
0 Im Internet recherchieren
0 Interviews und Umfragen durchführen
0 Bilder interpretieren
X Mindmaps erstellen
0 Plakate entwerfen
0 Ausstellungen planen
X Präsentationen vorbereiten und halten
0 Präsentationen mit Overhead-Folien oder PowerPoint vorbereiten
0 Zeitungsartikel verfassen
X Aufführungen
X Debattieren und diskutieren

 

Einheit 5: Regeln und Recht

Die Grundlage unseres Zusammenlebens

Wir beschließen neuen Schulregeln – und halten uns an demokratische Prinzipien

 

Thema Ziele Aufgaben Medien und Hilfsmittel Methoden

Sequenz 1

Wozu brauchen wir Regeln und Gesetze?

Die Kinder erfahren die Notwendigkeit transparenter Regeln. Sie werden ihrer eigenen Einstellung gegenüber Regeln bewusst.

Die Kinder nehmen an einem Simulationsspiel teil und versuchen die ihnen unbekannten Regeln nicht zu verletzen. Sie geben ihr Feedback zur Auswertung des Simulationsspiels.

In einem Brainstorming denken die Kinder über die Notwendigkeit von Regeln in der Schule nach. Sie setzen sich mit den geltenden Schulregeln auseinander und bestimmen ihre Rechte und Pflichten, die sich daraus ergeben.

Softbälle, Flipchart, Stifte.
Klassensatz des Handouts „Rechte, Pflichten und Regeln an unserer Schule“.
Gruppenarbeit, Feedback, Brainstorming, Partnerarbeit.

Sequenz 2:

Was geschieht, wenn …?

Die Kinder diskutieren über die Folgen von Regelverstößen. Sie machen sich Gedanken über die Schulregeln und betrachten sie unter dem Aspekt der Prinzipien der Fairness, der Gleichberechtigung, der Teilhabe und des Respekts. Die Lernenden entwickeln Rollenspiele, die Verstöße gegen Schulregeln zeigen. Sie analysieren die geltenden Schulregeln und diskutieren über die reellen wie auch über mögliche Konsequenzen von Regelverstößen und machen sich Notizen dazu. Die Kinder geben an, was sie an den Schulregeln gerne verändern würden, aus welchen Gründen und wie sie vorgehen würden. Klebestifte oder Klebeband, Stifte, Handout der Schulregeln für jede Gruppe, eine Version der Schulregeln in Großbuchstaben auf einem Poster oder an der Tafel. Rollenspiele in Gruppen, Diskussion im Plenum, Gruppenarbeit.

Sequenz 3:

Unsere neuen Schulregeln
s

Die Kinder lernen, wie man Regeln erarbeitet, die für alle in der Schule gelten sollen.

Die Kinder lernen, die Meinung von Minderheiten in einem Entscheidungsprozess zu berücksichtigen. Sie verstehen, dass möglichst alle einer Regel zustimmen sollten, damit später sie von allen befolgt wird.

Die Kinder prüfen, ob die Änderungsvorschläge zu den geltenden Schulregeln berücksichtigt werden sollen.

Die Kinder stimmen über die von ihnen erarbeitete neue Fassung der Schulregeln ab. Falls die Meinung einer Minderheit überstimmt wird, diskutieren sie darüber, wie auch deren Ansicht integriert werden könnte.

Flipchart, Stifte, Stimmkarten, eine Version der Schulregeln in Großbuchstaben auf einem Poster oder an der Tafel, Post-it-Zettel. Gruppenarbeit, Plenumsdiskussion.

Sequenz 4:

Wir setzen uns für unsere neuen Schulregeln ein

Die Lernenden begreifen wichtige Kriterien, die zur Ausarbeitung guter Gesetze erforderlich sind. Sie lernen, wie man sich für neue Schulgesetze stark macht. Die Kinder reflektieren die Kriterien, die eine gute Schulregel erfüllen muss. Sie überprüfen ihre neuen Schulregeln anhand dieser Kriterien und falls notwendig, ändern sie den Wortlaut entsprechend. Sie schreiben die Endfassung der Schulregeln auf ein Blatt und unterzeichnen sie. Sie präsentieren ihre Vereinbarung den anderen Klassen. Flipchart, Arbeitsblatt, Papier, Stifte, Kopien der neuen Regeln für die anderen Klassen, die Ergebnisse des Brainstormings aus Sequenz 1. Partnerarbeit, Plenumsdiskussion, Präsentation, Feedback.