Einheit 2 (Primarschule, 2. Klasse) – NAMEN SIND MEHR ALS NUR BUCHSTABEN!
Living Democracy » Textbooks » Kinderrechte erkunden » Teil I: Planungsunterlagen » Einheit 2 (Primarschule, 2. Klasse) – NAMEN SIND MEHR ALS NUR BUCHSTABEN!A. Grobplanung
|
Schlüsselfrage/Thema |
Schlüsselaktivität |
Material |
Sequenz 1 |
Alle unsere Namen! |
Alle Kinder lernen etwas über die Namen der anderen. |
Papier A4 |
Sequenz 2 |
Wie ich zu meinem Namen kam. |
Die Klasse denkt über die Gründe für die Namensgebung nach. |
Vorbereitete Schlüsselsätze auf Papierstreifen; kopierte Handouts. |
Sequenz 3 und 4 |
Alle Kinder haben eine Geschichte zu erzählen. |
Die Schüler/innen informieren sich gegenseitig über ihre Biografie. Sie stellen eine lebensgrosse Zeichnung von sich her. |
Informationen aus den Familien (Hausaufgaben); pro Kind ein Flipchartpapier in Posterformat; Stifte; Farben. |
B. Hintergrund und Lernziele
Artikel 7 der Kinderrechtskonvention schützt das Recht des Kindes auf einen Namen. Der zweite Name, bzw. der Nachname, ist Ausdruck der Zugehörigkeit des Kindes zu seiner Familie als engster Bezugsgruppe. Die Kombination der beiden Namen, vor allem aber der erste Name ist es, der das Kind zu einem Individuum, einem einzigartigen Wesen auf dieser Welt macht.
Kinder sollten stolz auf ihren Namen sein und sie sollten wissen, was ihr Namen bedeutet, welche Hoffnungen er widerspiegelt und warum ihre Eltern diesen Namen ausgewählt haben.
Seitens der Lehrperson verlangt das Thema Umsicht und Behutsamkeit, könnte es doch Kinder in der Klasse geben, die aus verschiedenen Gründen nicht mit ihren leiblichen Eltern zusammen leben oder ihren Namen verloren haben, als sie zum Exil oder zur Migration gezwungen wurden. Die Lehrperson muss diesen Kindern mit viel Empathie und Sensibilität begegnen.
Die Einheit «Namen sind mehr als nur Buchstaben» knüpft inhaltlich an die Einheit 1 «Ich habe einen Namen – Wir haben eine Schule» an. Wo diese den Kindern noch erinnerlich ist, sollen Bezüge geschaffen werden; im Übrigen kann Einheit 2 selbstverständlich auch unabhängig als selbstständige, in sich geschlossene Einheit durchgeführt werden.
C. Schlüsselfragen für die Reflexion der zweiten Einheit
Kinderrechte erleben |
Kinderrechte kennenlernen |
Kinderrechte umsetzen |
Lehrperson |
||
Wie wurde den Prinzipien der Kinderrechte im Klassenzimmer und in der Schulgemeinschaft Rechnung getragen? |
Was wissen die Kinder jetzt über Kinderrechte? |
Lernen, wie man ausserhalb der Schule aktiv etwas unternehmen kann: Was haben die Schüler/innen für ihre Zukunft gelernt? |
Die Schule ist Teil unserers Lebens, die Klasse ist eine Mikrogemeinschaft für sich. Indem Kinder die Namen aller anderen Kinder kennenlernen und selbst auch mit Namen gerufen werden, werden sie sich ihrer Identität bewusst. Die links erwähnten Kinderrechtsartikel werden durch diese Unterrichtsreihe im Schulzimmer erlebbar gemacht. |
Artikel 7, 8, 12, 13 (siehe die Kinderrechtskonvention im Anhang) |
Die Kinder können mitent-scheiden, wo ihr Poster aufgehängt werden soll. Vielleicht muss dafür Platz im Korridor oder in der Eingangshalle geschaffen werden, so dass die Frage mit anderen Lehrpersonen oder mit der Schulleitung besprochen werden muss. |
Schüler/innen |
||
Wie habe ich Kinderrechte im Unterricht erlebt? |
Was habe ich über Kinderrechte gelernt? |
Wie kann ich jetzt aktiv etwas unternehmen? |
Ich habe gesehen, dass alle anderen Kinder und die Lehrperson mir Beachtung geschenkt haben. Sie haben mir alle zugehört und jetzt weiss jeder meinen Namen. Durch meinen Namen bin ich besonders, ich bin anders als alle anderen. Ich kenne die Namen aller anderen Kinder in meiner Klasse und die Bedeutung dieser Namen. Ich weiss etwas über ihr Leben. |
Als Kinder haben wir besondere Rechte: Wir haben einen Namen, den uns niemand wegnehmen kann (Artikel 7). Schon als Kind habe ich meine eigene Lebensgeschichte, ein Leben, das sich von dem anderer Kinder unterscheidet. Das wird immer ein Teil von mir sein. (Artikel 8). Ich habe meine eigene Meinung und kann sagen, was ich denke, und alle anderen Kinder können das auch. (Artikel 12, 13). |
Wenn ich jemanden auf dem Spielplatz oder sonst irgendwo treffe, werde ich nach seinem Namen fragen und ihm meinen nennen. |
D. Feinplanung
Sequenz 1: Alle unsere Namen!
Die Lehrperson sitzt mit den Schüler/innen auf Stühlen im Kreis. Die Kinder halten Karten oder Papierstreifen mit ihrem gross und gut lesbar geschriebenen Namen in den Händen. Auch die Lehrperson hat eine Karte oder einen Papierstreifen mit ihrem Vor- und Nachnamen. Alle sagen der Reihe nach ihren Namen. Die anderen Schüler/innen müssen aufpassen und sich die Namen merken, wofern sie sie nicht ohnehin schon kennen. Dies kann mit Hilfe verschiedener Arten von Spielen gemacht werden, von denen einige sich ihres Rätselcharakters wegen auch eignen, wenn die Kinder ihre Namen schon gut kennen:
- Die Kinder sagen ihren Namen und den Namen der Kinder, die zu ihrer Rechten und Linken sitzen. «Ich heisse… und auf meiner linken Seite sitzt…, und rechts….»
- Merkmale finden, die für verschiedene Kinder gleich sind, z.B. die Farbe der Hosen oder des Rocks, Initialen, Brille, Haarfarbe etc., und ein Rätsel daraus machen: «X, Y und Z haben alle etwas gemeinsam. Könnt ihr mir sagen, was es ist?» Mehrere Male wiederholen.
- Alle Karten mit den Namen einsammeln. Jedes Kind zieht der Reihe nach eine Karte, ohne den Namen laut zu lesen. Dann zeigen sie alle ihre Namenskarten. Wer kann Ordnung in dieses Durcheinander bringen und den richtigen Namen dem richtigen Kind zuordnen?
- Variation: Alle Namenskarten einsammeln. Jedes Kind zieht der Reihe nach eine Karte, ohne den Namen laut zu lesen. Die Kinder beschreiben der Reihe nach «ihr» Kind, dessen Namenskarte sie haben, ohne aber dessen Namen zu nennen («Mein Kind hat rote Haare und ist ziemlich gross» etc.). Die andern versuchen zu erraten, um wen es geht.
- In den Bus steigen: Irgendein Kind beginnt und sagt: «Ich bin Anna und ich steige in den Bus.» Das nächste Kind fährt fort: «Ich bin Sandra und ich steige mit Anna in den Bus.» Das Kind neben Sandra macht in der gleichen Art weiter und schliesst alle bereits genannten Kinder ein: «Ich bin Tom, ich steige mit Anna und Sandra in den Bus.» Wenn sich die Kinder noch nicht kennen, soll sich die Reihenfolge nach jener, in der die Kinder im Kreis sitzen, richten. So wird es für die Kinder leichter, sich die Namen zu merken. Mit der Aktivität weiterfahren, bis alle Kinder im Bus sitzen. Es sollte darauf geachtet werden, dass die Kinder sich gegenseitig helfen und kein Kind blossgestellt wird, weil es beispielsweise einen Namen vergessen hat.
Es folgt ein Klassengespräch zu Fragen und Impulsen in der Art der folgenden:
- Mag ich meinen Namen? Wenn ja, warum?
- Manchmal werden Namen verändert oder zu Spitznamen verkürzt. Habe ich selbst so einen Spitznamen, mag ich ihn oder nicht? Warum?
- Spitznamen in unserer Familie oder Bekanntschaft; was sie bedeuten und woher sie kommen.
- Stellt euch vor: Eine Schule oder gar eine Welt, in der alle den gleichen oder gar keinen Namen hätten? Was würde das bedeuten.
Rest der Lektion, falls noch Zeit:
- Die Wendung «Ich heisse…» in verschiedenen Sprachen der Klasse erarbeiten; Auftrag, dass jedes Kind sie z.B. in zwei Sprachen lernt. (Ausbau: Zusätzlich die Frage «Und wie heisst du?»).
- Gestaltung eines besonders schön verzierten persönlichen Namenskärtchens.
Sequenz 2: Wie ich zu meinem Namen kam!
Die Lehrperson hat Papierstreifen mit den folgenden Sätzen vorbereitet (natürlich sind Variationen möglich – Sätze können weggelassen, verändert oder ergänzt werden etc.):
Es ist wichtig, einen Namen zu haben. |
Mein Name – das bin ich. |
Anhand unserer Namen erkennen wir einander gegenseitig und auch uns selbst. |
Unser Name sagt etwas aus über uns. [Gemeint ist v.a. das Geschlecht, evtl. die Herkunftsregion] |
Durch seinen Vor- und Nachnamen wird ein Kind Mitglied eines Staates. |
Durch die Wahl eines bestimmten Namens drücken Eltern oft ihre Wünsche, Hoffnungen und Gefühle aus. |
Die Lehrperson liest der Klasse die Aussagen auf den Papierstreifen vor. Dann nimmt sie die Streifen wieder weg und bittet die Kinder, die Bedeutung der Aussagen in ihren Worten auszudrücken und zu diskutieren (Klassengespräch). Dies geschieht mit Vorteil verteilt auf zwei bis drei Portionen bzw. in zwei bis drei Durchläufen.
Zum Abschluss verteilt und erläutert die Lehrperson ein Arbeitsblatt, das als Hausaufgaben ausgefüllt werden soll (siehe Material unten). Zur Sicherung des Verständnisses geht sie die Fragen mit den Kindern durch, nämlich:
- Wann wurde ich geboren?
- Um wie viel Uhr?
- An welchem Wochentag?
- Wo wurde ich geboren?
- Wer war anwesend, als ich geboren wurde?
- Wie gross und wie schwer war ich bei meiner Geburt?
- Warum haben meine Eltern den Namen für mich ausgewählt, den ich heute trage?
- Was bedeutet mein Name?
- Wo kommt dieser Name vor, wie heisst er in anderen Sprachen?
Sequenzen 3 und 4: Alle Kinder haben eine Geschichte zu erzählen!
Die Kinder sitzen im Kreis, haben das als Aufgaben ausgefüllte Arbeitsblatt bei sich und erzählen einander, was sie mit ihren Eltern besprochen haben. Die Lehrperson ermutigt sie, die Fragen zu vertiefen.
Die Lehrperson bereitet an der Wandtafel oder am Hellraumprojektor eine Liste vor, die zeigt, zu welcher Tageszeit und/oder an welchen Wochentagen die Kinder in der Klasse geboren wurden. Vielleicht wird ein interessantes Muster sichtbar. Hilfsmittel, um die Wochentage zu finden: Der «ewige Kalender» (unter diesem Stichwort im Internet zu finden).
Natürlich wäre es besonders interessant, wenn einige Kinder die Fragen beantworten könnten, warum ihre Eltern den Namen gewählt haben und was dieser Name bedeutet. Zur Klärung der Bedeutung der christlichen Namen kann die Lehrperson evtl. ein Namenslexikon mitbringen oder die Bedeutung der Namen im Internet verifizieren; Letzteres funktioniert zumindest teilweise auch für nicht christliche Namen.
Anschliessend ans Klassengespräch erhält jedes Kind die Aufgabe, ein Plakat über sich selbst zu gestalten und darin alle schriftlichen Informationen über sich selbst einzuschliessen. Je nach Schreibfertigkeit wird die Lehrperson einigen Kindern helfen müssen.
Alternative zum Plakat: Lebensgrosse Selbstbildnisse. Diese werden z.B. auf folgende Weise hergestellt: Ein Kind legt sich auf ein grosses Blatt Papier (zusammengeklebte A2-Blätter oder Packpapierrolle), das auf dem Boden ausgebreitet wurde und wählt eine gewisse Pose aus, z.B. rennend oder stehend mit ausgestreckten Armen. Ein anderes Kind zeichnet den Umriss nach. Die Figur wird ausgeschnitten und mit Wasserfarbe ausgemalt. Evtl. kann man dazu noch Sprechblasen ausschneiden, in denen z.B. in der Sprache der Kinder steht «Ich heisse…», und/oder es wird ein Blatt zum Umriss gehängt, auf dem alle wichtigen Angaben zum betreffenden Kind festgehalten sind.
Am Schluss werden die Plakate oder Umrisse präsentiert und es wird besprochen, wo und wie diese im Schulhaus oder Schulzimmer ausgestellt werden sollen. Die Lehrperson unterstützt die Schüler/innen bei der Entscheidungsfindung.
Arbeitsblatt für die Schüler/innen
Mein Name hat seine eigene Geschichte – was ich herausfinden möchte
Wann wurde ich geboren?
|
Um wie viel Uhr?
|
An welchem Wochentag?
|
Wie war das Wetter?
|
Wo wurde ich geboren?
|
Wer war anwesend als ich geboren wurde?
|
Wie gross und wie schwer war ich?
|
Warum wurde mir dieser bestimmte Name gegeben?
|
Was bedeutet mein Name?
|
Wo kommt dieser Name vor, wie heisst er in anderen Sprachen?
|