Einheit 3 (Primarschule, 3. Klasse) – WIR SIND ZAUBERER!!!

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A.   Grobplanung

 

Schlüsselfrage/Thema

Schlüsselaktivität

Material

Sequenz 1

Welche Lösungen zu einem Problem kann ein gewöhnlicher Mensch finden, und welche ein Zauberer/eine Zauberin?

Die Schüler/innen lernen zwischen realistischen und ‚magischen‘ Lösungen zu unterscheiden. Sie zeichnen einen ’normalen‘ Menschen oder einen Zauberer/eine Zauberin.

Wandtafel (so vorbereitet, dass die Ideen der Kinder gesammelt werden können); Klebstreifen; A4-Papier, Farbstifte.

Sequenz 2

Welches sind die zentralen Rechte des Kindes? Welche Problembereiche werden in ihnen angesprochen, was für Lösungen fallen uns für diese Probleme ein?

In der Auseinandersetzung mit den elementaren Kinderrechten lernen die Schüler/innen Hintergründe kennen und formulieren fantastische wie auch realistische Lösungen für aktuelle Probleme in Zusammenhang mit diesen Rechten.

Vorbereitete Papier­figuren, Farbstifte.

Sequenz 3

Wie können wir in ausgewählten Problemsituationen unterstützend aktiv werden; welche konkreten Lösungen für bestimmte Situationen können wir erarbeiten?

Die Schüler/innen versuchen Lösungen für schwierige Situationen im Alltag zu finden. Sie setzen ihre Lösungen in Rollenspielen um.

Eventuell Requisiten für die Rollenspiele.

Sequenz 4

Wie bewerten wir die Lösungsvorschläge, welche uns die Mitschüler/innen im Rollenspiel präsentieren; was lernen wir daraus?

Die Schüler/innen führen ihre Rollenspiele in der Klasse auf und diskutieren die in ihnen getroffenen Lösungen.

Eventuell Requisiten für die Rollenspiele.

 

B. Hintergrund und Lernziele

Kinder realisieren schon früh, dass sich viele Dinge im Leben ihrer Kontrolle entziehen. Oft werden Entscheidungen gefällt, die einen direkten Einfluss auf ihr Leben haben, ohne dass sie mitbestimmen können. Aber Kinder können sich auch in eine Fantasiewelt zurückziehen. Das ist keineswegs nur als Versuch zu werten, vor der realen Welt zu flüchten. Die Fantasiewelt ist vielmehr ein Bereich, in dem Pläne geschmiedet, Erfahrungen reflektiert und Kräfte für die Rückkehr in die reale Welt gesammelt werden.

Für das Unterrichtsprojekt in der Einheit 3 greifen wir auf das imaginative Vermögen der Kinder zurück. Wir geben ihnen Gelegenheit, ihre Ideen und Fantasien in Lösungen für Probleme in Zusammenhang mit den elementaren Kinderrechten zu übersetzen. Ausgangspunkt ist dabei die reizvolle Vorstellung, Zauberer bzw. Zauberin zu sein und über magische Kräfte zu verfügen.

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Zu den Zielen des Projektes zählt, dass die Kinder die Kinderrechte in ganz einfacher Form kennen lernen. Zugleich sollen sie Lösungen für Problemsituationen erarbeiten, die hinter den einzelnen Kinderrechten stehen. Dies können und sollen zunächst «Zauber-Lösungen» sein – fantastische und magische –, in einem zweiten Schritt sollen aber auch realistische, praktikable Vorschläge überlegt und vorgestellt werden. Üben oder vertiefen lässt sich das hier Gelernte natürlich auch mit Bezug auf einfache Situationen aus dem Schulalltag (Bsp. «Ordnung im Klassenzimmer», «Verhalten auf dem Pausenhof»).

Zentral für das Gelingen dieser Unterrichtseinheit ist die Kommunikation im Klassenzimmer. Wichtig ist dabei die Wahl einer geeigneten, d.h. kommunikationsstützenden Sitzordnung. Mit Blick auf die Gruppendiskussionen empfehlen wir, dass die Kinder im Kreis oder um einen Tisch herum sitzen.

Hinweis zum Durchführungstermin dieser Einheit: Im Prinzip selbstverständlich frei wählbar; besonders geeignet wären aber die zweite und dritte Novemberwoche, d.h. die Zeit vor dem jährlichen Tag der Kinderrechte am 20. November (s. die Anregung am Ende der vierten Sequenz).

 

 

 

 

 

C  Schlüsselfragen für die Reflexion der dritten Einheit

Kinderrechte erleben

Kinderrechte kennenlernen

Kinderrechte umsetzen

Lehrperson

Wie wurde/wird den Prinzi-pien der Kinderrechte im Klassenzimmer und in der Schulgemeinschaft Rechnung getragen?

Was wissen die Kinder jetzt über Kinderrechte?

Wie kann man ausserhalb der Schule aktiv etwas unternehmen? Was haben die Schüler/innen diesbezüglich und für ihre Zukunft gelernt?

Schule ist wie eine Mikroge­sellschaft. Die Schüler/innen diskutieren und finden gemein­sam Lösungen zu Prob­lemen. Sie interagieren untereinander und nicht nur mit der Lehrperson.

Artikel 13, 14, 28, 31 (siehe die Kinderrechtskonvention im Anhang).

Die Schüler/innen denken über reale Situationen in ihrem Leben und in Zusammenhang mit den Kinderrechten nach und versuchen, hierfür Lösungen zu finden..

Schüler/innen

Wie habe ich die Kinderrechte im Unterricht erlebt?

Was habe ich über Kinderrechte gelernt?

Was kann ich jetzt aktiv unternehmen?

Wir haben einander zugehört und unter anderem gesehen, dass unsere Wünsche, Probleme und Lösungsvorschläge sich teilweise stark unterscheiden. Wir haben erlebt, wie wir das diskutieren und wie wir gemeinsam Lösungen finden können.

Ich weiss, dass Kinder spezielle Rechte haben, nämlich die Kinderrechte. Ich weiss, dass es einen internationalen Kinderrechtstag gibt, der am 20. November begangen wird.
Ich lerne zwischen Wundern und realistischen Lösungen von Problemen im realen Leben zu unterscheiden.

Ich weiss, dass ich und andere Menschen Rechte haben, aber ich muss etwas tun, um meine Rechte und diejenigen anderer Men-schen zu schützen.

Eine Lösung zu einem Problem zu finden, ist nicht einfach, und wir können nicht alle Probleme auf einmal lösen. Einige unserer Wünsche werden noch lange nicht in Erfüllung gehen.

 

D   Feinplanung

Sequenz 1

Die Klasse ist mit den Stühlen vorn in einem grossen Halbkreis vor der Wandtafel versammelt; jedes Kind soll gute Sicht auf die Tafel haben.

Die Lehrperson zeigt eine Darstellung (an der Wandtafel oder am Projektor), auf der 1.) ein «normaler» Mensch (Mann oder Frau) und 2.) ein Zauberer bzw. eine Zauberin zu sehen ist.

Gespräch darüber:

  • Was ist der Unterschied zwischen Zauberer/Zauberin und gewöhnlichen Menschen; was kann der Zauberer/die Zauberin Besonderes?
  • Was tut ein «normaler» Mensch in bestimmten Situationen, z.B. wenn er kein Brot mehr zu Hause hat?
  • Was würde ein Zauberer/eine Zauberin in der gleichen Situation tun?
  • Zur Anregung der Fantasie weitere Beispiele durch die Kinder finden lassen, evtl. unterstützt durch Anregungen seitens der Lehrperson. Die Lehrperson protokolliert an der Wandtafel in einer Tabelle nach folgendem Muster:

«gewöhnlicher» Mensch

Zauberer, Zauberin

Situation 1 (z.B. Hunger)

Situation 2 (z.B. Armut)

Situation 3 (z.B. Langeweile)

Situation 4 (z.B. Geburtstag)

usw.

Anschliessend Diskussion der verschiedenen Situationen und Lösungen. Impulse hierbei:

  • Gibt es Lösungen oder Ideen, die von einem guten oder aber von einem bösen Zauberer stammen? Wie würden gute resp. böse Zauberer/Zauberinnen in bestimmten Situationen handeln?
  • Wann hast du dir das letzte Mal gewünscht, ein Zauberer/eine Zauberin zu sein, und was wolltest du ändern?
  • Was ist im Moment dein grösster Wunsch? Wie würdest du ihn als Zauberer/Zauberin erfüllen; wie sieht es real mit der Erfüllung aus?
  • usw.

Die Lehrperson ermutigt die Schüler/innen, ihre Ideen vorzustellen und unterstützt sie dabei. Sie erklärt, dass die Klasse in den nächsten Sequenzen über Zauberer/Zauberinnen reden wird und bittet die Schüler/innen, in Zeitschriften, Büchern und am Internet nach Bildern von Zauberern/Zauberinnen zu suchen und diese in die Schule zu bringen. Zugleich wird Platz für eine Ausstellung geschaffen.

Falls noch Zeit bleibt, sollen die Kinder einen möglichst fantastischen Zauberer/Zauberin zeich¬nen und daneben evtl. einen «gewöhnlichen» Menschen. Diese Bilder (evtl. als Hausaufgabe fertig gemacht) können ebenfalls in die Ausstellung integriert werden.

Sequenz 2 (Dauer ca. 1 1/2 Lektionen) 

Einstieg: Besichtigung und Kommentierung der Ausstellung (siehe oben), falls diese schon ein präsentables Ausmass erreicht hat. Ermutigung zum Weitersammeln.

Dann Bildung eines Sitzkreises und «Vortrag»/Erzählung der Lehrperson zu den zehn wichtigsten Kinderrechten. Die Lehrperson berichtet in dieser zentralen Sequenz, wie vor über 50 Jahren spezielle Rechte verfasst und von ganz vielen Staaten unterschrieben wurden, die sich mit dem Leben und der Situation von Kindern befassen. Sie paraphrasiert und kommentiert in altersgemässer Sprache die zehn wichtigsten Kinderrechte gemäss der Deklaration über die Rechte des Kindes von 1959 (hinten im Materialanhang abgedruckt; vgl. aber auch die illustrierte Kurzversion, welche im Internet unter «Kinderrechte. UNICEF» erscheint). Der Bericht sollte so anschaulich, eingängig und kindgerecht wie möglich sein; reale Beispiele und der Einbezug der Kinder können dies unterstützen.

Als Abschluss und Zusammenfassung dieser Sequenz könnte man mit der Klasse die wichtigsten Punkte zusammentragen und an der Wandtafel festhalten, dies evtl. auch als Vorlage für einen eigenen Hefteintrag im Anschluss.

Entscheidend ist, dass die Schüler/innen verstanden haben,

  • dass es die Kinderrechte gibt,
  • dass sie auch bei uns für jedes Kind gelten,
  • dass ihr Ziel ist, jedem Kind ein Aufwachsen in gesundem und unversehrten Zustand zu ermöglichen (gemeint ist sowohl die körperliche wie auch die moralische, seelische, geistige und soziale Entwicklung),
  • und dass die Freiheit und die persönliche Würde des Kindes zu respektieren sind.

In einem nächsten Schritt legt die Lehrperson 20 Figuren von Jungen und Mädchen aus, welche zuvor von den Schüler/innen oder von der Lehrperson selbst ausgeschnitten wurden. Die Figuren werden in vier Fünfergruppen auf dem Boden ausgelegt. Die Lehrperson kommentiert, dass jede Gruppe ein besonderes Problem hat:

  • Bei der ersten Gruppe geht es um das körperliche Wohlbefinden (Nahrung, Gesundheit etc.).
  • Bei der zweiten Gruppe geht es um die seelischen Aspekte (keine Diskriminierung, Recht auf Privatsphäre etc.).
  • Bei der dritten Gruppe geht es um die geistigen Entwicklungsmöglichkeiten (Recht auf Bildung, Information etc.).
  • Bei der dritten Gruppe geht es um die Menschen im Umfeld des Kindes (Familie, Freunde etc.).

Nach diesen Erläuterungen wird die Klasse in vier Gruppen aufgeteilt, von denen jede für eine der vier obigen Gruppen von Kinderfiguren zuständig ist. Arbeitsanweisung: Nehmt eure fünf Figuren und schreibt auf jeder in der IchForm etwas auf, was ihr fehlt/worunter sie leidet!

Bei der Gruppe «seelische Aspekte» wäre das z.B.: «Ich werde ausgelacht, weil ich Ausländer/in bin», «Ich leide darunter, dass ich keine Freunde habe», «Ich bin traurig, weil mich die andern wegen meiner Sprache verspotten» usw.

Arbeit in den vier Gruppen, dann gegenseitige Präsentation und Diskussion mit weiteren, ergänzenden Beispielen («Was kommt euch dazu noch in den Sinn?»); evtl. Beschriftung weiterer Figuren.

Nächste Runde (oder kombiniert mit der obigen): Nun wären wir Zauberer/Zauberinnen und wollen diesen Kindern helfen, zu ihrem Kinderrecht zu kommen! Die beschrifteten Figuren werden der Reihe nach durchgenommen, jeweils unter den folgenden Fragestellungen:

  • Lest, was auf dem Kind steht, worunter es leidet.
  • Wie könnte der Zauberer/die Zauberin helfen? Was könnte er/sie tun, damit es dem Kind auch morgen und übermorgen besser geht?
  • Was könnte das Kind selbst tun, damit es ihm besser geht?
  • Was könnten «normale» Menschen – zum Beispiel wir! – tun, damit es dem Kind besser geht?

Diese Runde kann entweder in und mit der ganzen Klasse durchgeführt werden oder – je nach Klassengrösse und verbleibender Zeit – in zwei oder mehr kleineren Gruppen.

Sequenz 3

Die Lehrperson wiederholt nochmals die zehn wichtigsten Kinderrechte (siehe oben, Sequenz 2). Heute soll es nun darum gehen, konkrete Situationen im realen Leben anschauen, bei denen diese Rechte ins Spiel kommen oder kommen sollten. Die Lehrperson ermuntert die Schüler/innen, zu zweit an Orte und Situationen in ihrem Alltag zu denken, die für sie selbst, für ihre Klassenkamerad/innen oder für jüngere und ältere Mitschüler/innen schwierig sind und wo ihre Rechte verletzt werden oder verletzt werden könnten. Zur Einstimmung und Veranschaulichung, wie auch als Raster für die Sammlung der Beiträge kann die folgende Liste von Orten und Situationen an der Wandtafel dienen:

Orte:

  • Klassenzimmer
  • Pausenplatz
  • Schulweg
  •  …

Situationen:

  • Streit und Meinungsverschiedenheiten
  • Kein Mittagessen
  • Hausaufgaben nicht gemacht
  • Zusammengeschlagen werden
  • Keine Freunde haben
  • Keine warme Jacke besitzen
  • Keine geeigneten Sportsachen besitzen

Gesprächsimpuls: «Wir schlüpfen jetzt in die Rolle von kleinen Zauberern/Zauberinnen. Wir üben, wie man Lösungen zu solchen Situationen findet.»

Zunächst werden im Plenum zwei oder drei Situationen und dazu passende Lösungen – möglichst nicht nur allzu «magische», sondern auch realistische – diskutiert. Dann bilden die Schüler/innen Dreier- oder Vierergruppen und wählen in diesen eine Situation, die sie behandeln und für die sie eine Lösung präsentieren möchten. Hierzu soll jede Gruppe ein Rollenspiel erarbeiten, das diese Situation anschaulich illustriert und gleichzeitig eine Lösung vorstellt. Die heutige Stunde dient der Vorbereitung, aufgeführt und diskutiert werden die Inszenierungen in der nächsten Stunde (nicht in unmittelbarem Anschluss daran, wegen der Aufgaben, siehe unten).

Die Lehrperson erklärt die Vorgaben für die Rollenspiele (Zeit zum Vorbereiten und Zeit für die Aufführung (Spielzeit z.B. 5 Min.); Inhalt (Situation plus Lösung), evtl. Spieltechnisches (laut sprechen, Einsatz von Requisiten usw.), sie unterstützt die Gruppen, macht bei Bedarf Vorschläge und hört zu. Als Aufgabe für die vierte Sequenz sollen die Schüler/innen überlegen, wie sie ihre Szenen mit Kostümen und Requisiten verfeinern und ausschmücken können und wollen.

Sequenz 4

Kurze Instruktion der Klasse hinsichtlich der anschliessenden Spielszenen: Zeitvorgaben; klare Beobachtungsimpulse für die Zuschauenden (z.B.: Ist die Situation verständlich dargestellt? Ist die Lösung realistisch? Haben die Spielenden verständlich und ‚echt‘ gesprochen/gespielt? Usw.; diese Beobachtungsaufträge an Wandtafel festhalten!).

Spielphase: Jede Gruppe spielt ihre Szene (Problem plus Lösung) der Klasse vor. Die Zeitvorgaben (z.B. 5 Min. pro Inszenierung) sind einzuhalten.

Im Anschluss an jede Sequenz oder jeweils nach zwei Inszenierungen: Diskussion zu den obigen Fragen und zu situationsspezifischen und übergreifenden Fragen (Bsp. Wer hat schon eine ähnliche Situation erlebt? Wie hat er/sie in dieser Situation reagiert? Usw.).

Abschliessende Diskussion (Klassengespräch) zu den verschiedenen gespielten Problemsituationen und Lösungen, Abrundung durch nochmaligen Rückbezug zu den Kinderrechten; Bewusstmachung, dass es letztlich immer um diese geht oder ging.

Evtl. Projekt, am internationalen Tag der Kinderrechte (20. November) etwas zu diesen Rechten zu machen (Information einer anderen Klasse über die Kinderrechte; kreative Umsetzung z.B. im Korridor des Schulhauses, kleine Theateraufführung auf der Basis der eben aufgeführten Rollenspiele usw.).