Handout 3.2: Hoffnung ist für alle da
Living Democracy » Textbooks » In der Demokratie leben » Teil 1: Individuum und Gesellschaft » Einheit 3: Pluralismus und Vielfalt – Wie können Menschen friedlich zusammenleben? » Handout 3.2: Hoffnung ist für alle daDie Direktorin des „Schule der guten Hoffnung“ war eine großzügige und menschliche Frau. Sie war fest überzeugt von der Bedeutung guter Bildung. „Jeder hat einen guten Start ins Leben verdient“, sagte sie immer wieder zum Lehrerkollegium. „Ich wünsche nicht, dass ihr an dieser Schule eine Person einer anderen vorzieht. Das wäre nicht gerecht.»
Eines Tages kam eine Gruppe von Flüchtlingskindern in der Schule an. Ihre Familien waren vor einem Konflikt im Nachbarland geflohen. Die Direktorin sagte zu den Lehrpersonen ihrer Schule:
„Diese unglücklichen jungen Leute haben alles verloren. Heißt sie in euren Klassen willkommen. Sie sollen so wenig wie möglich leiden. Für den Krieg waren sie nicht verantwortlich.“
Die Lehrerinnen und Lehrer sahen es genauso. Die Flüchtlingskinder wurden entsprechend ihrem Alter verschiedenen Klassen zugeteilt. Die meisten Flüchtlingskinder waren allein in ihrer Klasse, aber in einer Klasse gab es auch eine Gruppe von vier Flüchtlingsjungen.
Es dauerte nicht lange, bis die Lehrerinnen und Lehrer merkten, dass es schwierig war, die Flüchtlingskinder so wie die anderen Kinder zu behandeln. Nacheinander kamen sie mit ihren Problemen zur Direktorin. „Das Flüchtlingskind in meiner Klasse spricht unsere Sprache nicht“, sagte ein Lehrer. „Ich habe die Zeit nicht, alles für sie zu übersetzen. Das dauert zu lange. Die anderen Kinder leiden darunter.“ „Der Flüchtlingsjunge in meiner Klasse spricht mit niemandem“, meinte eine andere Lehrerin. „Vielleicht ist er durch den Krieg traumatisiert. Vielleicht hat er auch bloß Lernschwierigkeiten. Was kann ich tun?“ Ein dritter Lehrer sagte: „Ich habe ein Mädchen in meiner Klasse, das verletzt wurde. Sie kann nicht gehen. Sie kann nicht am Sportunterricht teilnehmen und schafft nicht die Treppe zum Physikraum.“
Dann tauchten weitere Probleme auf. Beim Mittagessen wurden einige der Flüchtlingskinder schikaniert und gehänselt. Sie wurden beleidigt und einige der anderen Kinder sagten ihnen, sie sollten wieder dahin zurückkehren, wo sie hergekommen waren.
Die vier Jungen, die in der gleichen Klasse waren, bildeten eine Gang, um sich zu schützen. Eines Tages gab es zwischen einem von ihnen und einem einheimischen Jungen einen Streit. Ein Flüchtlingsjunge verletzte seinen Gegner schwer. Die Lehrerinnen und Lehrer beschwerten sich bei der Direktorin und verlangten, dass der Junge von der Schule verwiesen werde. Aber die Direktorin fragte sich, ob das gerecht sei, wenn man daran denke, was der junge Flüchtling hatte durchmachen müssen. Die Lehrerinnen und Lehrer sagten:
„Wir haben uns Mühe gegeben, dass das Zusammenleben funktioniert, aber unsere eigenen Kinder leiden zu sehr darunter. Wie können nicht diese Flüchtlingskinder unterrichten und zugleich das Beste für unsere einheimischen Schülerinnen und Lehrer tun.“
Kurz darauf verlangten die Eltern der Flüchtlingskinder die Direktorin zu sprechen. Sie sagten:
„Wir wünschen nicht, dass Jungen und Mädchen zusammen Sportunterricht haben. Das verstößt gegen unsere Religion und Kultur.“
Die Direktorin fing allmählich an, die Geduld zu verlieren. Sie hatte es mit einem schwierigen Problem zu tun, aber in ihrem Herzen wusste sie, dass sie die Hoffnung nicht aufgeben sollte.