Sequenz 1: Wünsche, Grundbedürfnisse, menschliche Würde und Menschenrechte

Living Democracy » Textbooks » In der Demokratie leben » Teil 2: Verantwortung übernehmen » Einheit 5: Recht und Freiheit » Sequenz 1: Wünsche, Grundbedürfnisse, menschliche Würde und Menschenrechte

Habe ich ein Menschenrecht auf alles, was ich mir wünsche?

Ziele

Die Lernenden können die Konzepte „Wünsche“ und „Grundbedürfnisse“ voneinander abgrenzen.

Die Lernenden können erläutern, dass die Menschenrechte eine notwendige Voraussetzung sind, dass alle Menschen in Würde leben können.

Die Lernenden entwickeln ihre Kompetenzen des kritischen Denkens (Argumentieren, Begründen).

Aufgaben

Die Lernenden ordnen ihre Wünsche ihren Grundbedürfnissen und den ihnen entsprechenden Menschenrechten zu.

Fakultative Zusatzaufgabe: Die Lernenden stellen den Zusammenhang zwischen Wünschen, einem Grundbedürfnis und dem entsprechenden Menschenrecht auf einem Poster mit künstlerisch-bildnerischen Mitteln dar.

Medien und Hilfsmittel

Handout 5.1 und 5.2; je ein Exemplar pro Arbeitsgruppe.

Flipcharts, Marker; ggf. Schere und Kleber für die Poster.

Methoden Gruppenarbeit, Präsentation, Plenumsdiskussion.

Konzepte unterscheiden

Es ist wichtig, einen Wunsch und ein Grundbedürfnis unterscheiden zu können. Die Grundbedürfnisse, die gedeckt sein müssen, um den Menschen ein würdiges Leben zu ermöglichen, können als Grundlage für die Formulierung der Menschenrechte angesehen werden.

Diese Sequenz fordert die Lernenden heraus, in Konzepten zu denken. Dazu bietet sich als Vertiefungsaufgabe die Gestaltung eines Posters an.

Verlauf der Sequenz

Zu Beginn der Sequenz informiert die Lehrperson die Lernenden knapp über den Verlauf der Sequenz.

Zum Einstieg befragen die Lernenden sich selbst und dann gegenseitig zu ihren Wünschen und Bedürfnissen, und sie werden im Verlauf der Sequenz feststellen, dass viele dieser Wünsche und Bedürfnisse sich in den Menschenrechten wiederfinden. Diese Phase dauert nur wenige Minuten.

Anschließend bearbeiten die Lernenden in Gruppen nacheinander zwei Aufgaben.

Um den Gruppen zu ermöglichen, in ihrem Arbeitstempo zu variieren, stellt die Lehrperson nur den ersten Arbeitsauftrag für alle Gruppen. Den zweiten Arbeitsauftrag stellt die Lehrperson jeder Gruppe, wenn sie dafür bereit ist.

Aufgabe 1

Jede Gruppe erhält ein Exemplar des Handout 5.1: „Wünsche, Bedürfnisse und Rechte. Die Gruppen listen in der linken Spalte des Handouts einige ihrer materiellen Wünsche auf (z.B. „ein gutes Essen“) und fügen mindestens drei „immaterielle“ Wünsche hinzu (z.B. „geliebt werden“). Dann denken sie darüber nach, welchen Bedürfnissen diese Wünsche entsprechen (z.B. Hunger, Liebe) und ergänzen diese in der mittleren Spalte.

Aufgabe 2

Die Lehrperson verteilt eine Kopie des Handouts 5.2 “Menschenrechte” an die Mitglieder der Gruppen, die Aufgabe 1 abgeschlossen haben. Ihre Aufgabe besteht darin, mit Hilfe dieses Handouts die Menschenrechte zu bestimmen, die ihren Bedürfnissen entsprechen, und diese in der dritten Spalte eintragen. Dort sollen sie das entsprechende Recht in der letzten Spalte notieren (z.B. „Recht auf Nahrung“, „Diskriminierungsverbot“).

Aufgabe 3

Falls die Lehrperson den Gruppen den Anschlussauftrag stellen möchte, ein Poster zu Darstellung eines menschlichen Bedürfnisses und des ihm zugeordneten Menschenrechts zu gestalten, kann sie jenen Gruppen, die Aufgabe 2 rascher beendet haben, bereits mit diesem Anschlussauftrag versorgen. Die Lernenden wählen ein Bedürfnis und das entsprechende Menschenrecht aus und überlegen, wie sich die Notwendigkeit dieses Menschenrechts begründen ließe (was wäre die Konsequenz, wenn dieses Menschenrecht gestrichen oder missachtet würde?). Sie suchen nach einen angemessenen bildnerischen Darstellungsform und entwerfen ein Poster.

Nachdem alle Gruppen Aufgabe 1 und 2 abgeschlossen haben, überträgt die Lehrperson das Layout des Handout 5.1 auf ein Flipchart. Dieses Raster dient Sicherung der Ergebnisse aus der Gruppenarbeit. Sprecherinnen und Sprecher aus jeder Gruppe tragen zwei oder drei Teilergebnisse vor und tragen sie in das gemeinsame Raster ein. Die Sicherung auf einem Flipchart bietet gegenüber der Wandtafel den Vorteil, dass die Ergebnisse in den folgenden Sequenzen zur Verfügung stehen.

Anschließend findet eine Plenumsdiskussion statt. Die Lehrperson kann mit folgenden Impulsen arbeiten:

  • „Ihr habt herausgefunden, dass manche eurer Wünsche und Bedürfnisse den Menschenrechten entsprechen. Bitte versucht das zu erklären“.
  • „Habe ich ein Menschenrecht auf alles, was ich mir wünsche?“
  • „Ihr habt nicht alle Menschenrechte auf unserer Liste berücksichtigt. Weshalb ist das so?“ (Zusatzimpuls: „Sind sie vielleicht nicht so wichtig?“)
  • „Schaut euch die Liste der Menschenrechte an. Überlegt Euch, was ihr braucht, um ein ordentliches Leben führen zu können oder was andere Menschen in anderen Regionen, Ländern oder Kontinenten brauchen. Gibt es weitere Menschenrechte, die ihr ergänzen würdet?“

Zum Abschluss der Diskussion informiert die Lehrperson die Lernenden, dass eine weltweite Debatte zum Sinn und Zweck der Menschenrechte im Gang ist. Eine Schlussfolgerung aus dieser Debatte lautet: „Wir brauchen die Menschenrechte, um allen Menschen ein Leben in Würde zu ermöglichen.“ Die Lehrperson bittet nun die Lernenden, über weitere mögliche Schlussfolgerungen nachzudenken. Diese Frage kann auch als Hausaufgabe gestellt werden. In den folgenden Tagen sollten die Lernenden ihre Ideen auf den Flipcharts an den Wänden des Klassenzimmers hinzufügen. Auf diese Weise kann der Denkprozess weiter gehen.

Zur Vertiefung kann die Aufgabe 3 allen Gruppen als Zusatzaufgabe gestellt werden. Die Lernenden können z.B. eine Collage gestalten und dafür Ausschnitte aus Zeitungen und Zeitschriften, eigene Zeichnungen und Bilder verwenden. Die Plakate könnten genutzt werden, um das Klassenzimmer zu dekorieren oder um eine Ausstellung zu organisieren.

Abschließend fasst die Lehrperson die Kerngedanken und Ziele der Sequenz zusammen. Sie kann auch auf den induktiven Zugang hinweisen, den sie mit dieser Sequenz gewählt hat. Das didaktische Prinzip besteht darin, mit dem Exemplarischen und Konkreten zu beginnen, z.B. Erfahrungen und Ideen der Lernenden, diese zu durchdenken und von ihnen zu abstrahieren und so das Abstrakte, z.B. ein Konzept oder eine Theorie, zu erschließen.