1.2. Regeln, Rechte und Pflichten in der Klasse

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Ziele

Ziele Die Schülerinnen und Schüler lernen ein Verfahren kennen, mit der Regeln demokratisch erarbeitet und vereinbart werden können.

Sie machen die Erfahrung, dass ihr Beitrag zählt und sie die Chance haben, mitzubestimmen und das Ergebnis zu beeinflussen. Sie fühlen sich mitverantwortlich für die Klassengemeinschaft. Ihre Teilhabe macht die Klassengemeinschaft als Mikrogesellschaft erfahrbar.

Sie werden aufmerksam auf die Zusammenhänge zwischen ihren Rechten und Pflichten und verstehen die Funktion der Klassenregeln, die der von Gesetzen entspricht.

Material Pro Arbeitsgruppe ein Flipchartbogen, der in drei gleich große Felder unterteilt ist, und Marker.

 

Hinweis

Ausgearbeitete Einheiten zur Ausarbeitung von Schul- und Klassenregeln finden sich in Band 2 „In der Demokratie aufwachsen“, Einheit 5 https://www.living-democracy.com/de/textbooks/volume-2/unit-5/ sowie in Band 5 „Kinderrechte erkunden“, Einheit 5

Verfahren

  1. Die Klasse wird nach dem Zufallsprinzip in Gruppen eingeteilt, z.B. nach folgendem Verfahren: Die Lehrperson zerschneidet Bildkarten in so viele Teile, wie die Gruppe Mitglieder haben soll (nicht mehr als fünf). Die Summe aller Teile entspricht der Klassenstärke. Die Lehrperson verteilt die Puzzlestücke, und die Lernenden bilden ihre Gruppen von Jongleuren, Geigern usw. Den Gruppen der Buchstabe A, B oder C zugewiesen.
  2. Jede Gruppe bestimmt eine Sprecherin bzw. einen Sprecher. Die Lehrperson bittet die Gruppen kurz darzustellen, wie sie ihre Entscheidung getroffen haben.
  3. Jede Gruppe erhält einen Flipchartbogen, den sie in drei Felder quer unterteilt. In das obere Drittel tragen die Lernenden die Rechte ein, die ihrer Ansicht nach jede Schülerin und jeder Schüler sowie die Lehrperson in einer Klasse haben sollten. Sie nummerieren ihre Vorschläge durch.
  4. Kurzes Feedback im Plenum zum ersten Arbeitsschritt: Wie gut habt ihr die Aufgabe eurer Meinung nach gelöst? Was hat euch dabei geholfen? Was hat euch Schwierigkeiten gemacht?
  5. Die Gruppen geben ihre Bögen reihum an eine andere Gruppe weiter (eine Gruppe A an eine Gruppe B, bzw. eine Gruppe B an eine Gruppe C und eine Gruppe C an eine Gruppe A), so dass jede Gruppe mit einem anderen Bogen weiterarbeitet.
  6. Jede Gruppe prüft die Rechte, die von der vorherigen Gruppe zusammengestellt wurden, aus der Perspektive der Verantwortung und Pflichten, die sich daraus ergeben:
    • Welche Pflichten haben wir, wenn wir diese Rechte achten?
    • Was müssen wir tun?
    • Wie müssen wir uns verhalten?
      Ein Beispiel: „Jede und jeder hat das Recht, angehört zu werden.“ ¬– „Also haben wir die Pflicht, zuzuhören.“
      In das mittlere Feld trägt die Gruppe die ihnen angemessen erscheinenden Pflichten ein – soweit ihnen das möglich ist. Sie verwenden jeweils die Ziffern der entsprechenden Rechte, um Rechte und Pflichten einander zuzuordnen.
  7. Input der Lehrperson: Regeln zur Formulierung von Regeln:
    • Wählt einige wenige Regeln aus, die gut sichtbar im Klassenzimmer aufgehängt werden sollen.
    • Diese Regeln sollten positiv formuliert sein – „Tu etwas“ statt „Tu etwas nicht“.
    • Die Regeln müssen konkret sein und sollten das erwünschte Verhalten beschreiben. Z.B.: Wir haben das Recht, angehört zu werden. Daraus ergibt sich für uns die Pflicht, zuzuhören. Die entsprechende Regel lautet: Höre zu und bleibe ruhig, wenn Andere sprechen.
  8. Die Lernenden reichen ihr Blatt ein zum zweiten Mal weiter. Die Gruppen überprüfen alle Einträge der zwei vorherigen Gruppen und einigen sich anschließend auf maximal fünf Regeln. Diese werden in großer Schrift im unteren Feld festgehalten. Dieses Feld wird abgetrennt und an der Tafel oder der Wand befestigt. Im Plenum erklären die Gruppensprecher und -sprecherinnen der Klasse, wie ihre Gruppe die Auswahl und Formulierung der Regeln begründet.
  9. Es folgt eine Diskussion im Plenum, die von der Lehrperson moderiert wird. Die Lernenden vergleichen die Entwürfe der Gruppen und prüfen, ob eine Regeln mehrfach vorgeschlagen wurde (Redundanz). Die Klasse entscheidet möglichst einstimmig, ob eine Version gestrichen wird oder mehrere Formulierungen zusammengeführt werden. Falls eine Gruppe sich dagegen wehrt, dass ihre Arbeit durch eine Streichung nicht gewürdigt wird, sollte die Entscheidung zunächst zurückgestellt werden, um weiter darüber zu beraten.
  10. Die Klasse stimmt über die Regeln ab. Jede Schülerin und jeder Schüler kann vier Punkte für die Regeln vergeben, die nach ihrer oder seiner Meinung für die Klasse gelten sollen. Das kann z.B. mit Klebepunkten geschehen. Die Lernenden können die Punkte beliebig vergeben, z.B. bis zu vier Punkte für eine Regel vergeben oder je einen Punkt auf vier Regeln verteilen. Die Klasse beschließt auf diese Weise vier Regeln, welche die vier höchsten Punktwerte erreicht haben. Sie werden auf einem großen Papierbogen niedergeschrieben, von allen Lernenden unterzeichnet und gut sichtbar im Klassenzimmer präsentiert.
  11. Die Lernenden reflektieren ihren Arbeitsprozess. Die Lehrperson gibt Impulse:
      • Was war hilfreich, was war hinderlich?
      • Wie habt ihr euch an der Arbeit beteiligt?
      • Habt ihr bemerkt, dass jemand in der Klasse euch besonders geholfen hat?

    Was haben sie gemacht?Diese Reflexion ist die erste Gelegenheit für die Klasse, ihre Regeln anzuwenden und auf ihre Einhaltung zu achten. Die Lehrperson sollte die Lernenden loben, die sich an die Regeln halten, und möglichst nicht auf jene eingehen, die die Regeln übertreten, um ihr Fehlverhalten nicht mit öffentlicher Aufmerksamkeit zu belohnen.