8.2 Ein Verfahren zur Lösung von Konflikten

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Ziele Die Lernenden können Konflikte in einem strukturierten Verfahren bearbeiten und lösen. Sie erfahren, dass Konfliktlösung eine Kompetenz ist, die sich durch Praxis erlernen lässt.
Material Handout: Die Lösung eines Konflikts in sechs Schritten (Klassensatz).
Hinweis

Zunächst wird das Modellverfahren zur Konfliktlösung eingeführt (Schritt 1 -4). Im Sinne des Überwältigungsverbots (Beutelsbacher Konsens) müssen sich die Lernenden ihr eigenes Urteil über das Modellverfahren zur Konfliktlösung bilden, ehe sie damit weiterarbeiten (Schritt 5 ff.). Das Modell orientiert sich am Entschei-dungszyklus (Was ist? – Was ist möglich? – Was soll geschehen?).

Band III „In der Demokratie leben“ (Sekundarstufe I) enthält die Einheit 4, die ebenfalls mit dem Sechs-Schritt-Modell der Konfliktlösung arbeitet. https://www.living-democracy.com/de/textbooks/volume-3/part-1/unit-4/

Verfahren

  1. Die Lehrperson beschreibt eine Konfliktsituation, für die es keine definierte Lösung gibt. Ein Beispiel: Ein Schüler mokiert sich über eine neue Mitschülerin, die Deutsch mit einem starken Akzent oder einem anderen Dialekt spricht.
  2. Die Lernenden können diese Situation in einem Rollenspiel darstellen.
    Die Klasse diskutiert darüber, wie der Konflikt gelöst werden könnte. Dabei nehmen die Lernenden möglicherweise Teile des Modells vorweg, das sie kennen lernen werden, oder sie stellen Fragen, die sich mit Hilfe des Modells beantworten lassen.
  3. Die Klasse erhält das Handout. In Vierergruppen überprüfen die Lernenden die Lösungen, die sie für den hypothetischen Konfliktfall gefunden haben und versuchen, offen gebliebene Fragen zu klären.
  4. Die Gruppen vergleichen ihre Lösungen im Plenum. Die Klasse überzeugt sich dabei vom Verfahren der Konfliktlösung, das im Handout vorgeschlagen wird. Damit ist die Voraussetzung geschaffen, das Modell an realen Konflikten zu erproben. In der Sekundarstufe (ab Jahrgangsstufe 9) kann die Lehrperson darauf hinweisen, dass das Modell sich am Grundmuster eines Entscheidungszyklus orientiert: Was ist? (Schritt 1 und 2) – Was ist möglich? (Schritt 3 und 4) – Was soll geschehen? (Schritt 5). Schritt 6 fügt die Evaluation der implementierten Lösung hinzu.
  5. Die Lernenden arbeiten mit dem Modell an einem realen Konfliktfall weiter. In ihren Vierergruppen wählen sie einen Konflikt aus und recherchieren dazu in Print- oder Online-Medien. Auch ein Konflikt aus ihrer eigenen Erfahrung kann analysiert werden. Im Rollenspiel erproben den Prozess der Konfliktlösung: Zwei Lernende agieren als Kontrahenten, zwei als Mediatorinnen.
  6. Im Plenum präsentieren die Gruppen ihre Konflikte und die Lösungen, die sie erarbeitet haben.
  7. Die Gruppen wählen eine Konfliktsituation aus. Sie spielen anhand dieses Beispiels die sechs Phasen der Konfliktlösung durch, wie sie auf dem Handout beschrieben sind (vorgängig wurde das Handout an alle Lernende verteilt). Bei diesem Durchspielen fungieren zwei Lernende als Kontrahenten bzw. streitende Konfliktparteien, die beiden anderen Mediator/innen, die mithilfe des Blattes eine Lösung suchen.
  8. Auswertung im Plenum zu folgenden Fragen:
    • Beurteilt das Modellverfahren zur Lösung eines Konflikts.
    • Ist das Modell auch hilfreich, wenn es nicht um die Verteilung von Ressourcen geht, bei denen ein Kompromiss möglich ist? (Vgl. dazu Offes Unterscheidung zwischen drei Konflikttypen in der Einleitung zu diesem Kapitel).

Vertiefung/Transfer

  • Die Lernenden arbeiten gemeinsam an einem Konfliktfall.
  • Die Lernenden wenden das Modell auch auf Konflikte an, von denen sie selbst betroffen sind, z.B. in ihrer Klasse. Vgl. dazu auch das Lernszenario 8.3.

Handout

Die Lösung eines Konflikts in sechs Schritten

Schritte des Verfahrens der Konfliktlösung Erläuterung
1. Findet die Bedürfnisse der Beteiligten heraus.
„Was braucht ihr (was genau wollt ihr?)“
Jede am Konflikt beteiligte Person sollte diese Frage beantworten, ohne die andere Partei anzuklagen oder zu beschuldigen.
2. Definiert das Problem.
„Worin besteht in diesem Fall das Problem?“
Die ganze Gruppe oder Klasse kann dazu beitragen, eine Definition des Problems zu finden, der die Konfliktparteien zustimmen.
3. Sucht nach möglichen Lösungen.
„Wer kann einen Vorschlag machen, wie das Problem gelöst werden könnte?“
Die ganze Klasse kann Lösungsmöglichkeiten nennen. Sie werden schriftlich gesammelt ohne jeden Kommentar oder eine Bewertung. In dieser Phase geht es darum, möglichst viele Lösungsvorschläge zu generieren.
4. Beurteilt die Lösungsmöglichkeiten.
„Könntet ihr diese Lösung akzeptieren?“
Jede Konfliktpartei prüft die Lösungsalternativen und erklärt, welche sie akzeptieren könnte oder nicht.
5. Entscheidet euch gemeinsam für eine Lösung.
„Akzeptiert ihr beide diese Lösung? Ist das Problem damit gelöst?“
Es muss klar sein, dass beide Seiten die Lösung akzeptieren. Man sollte ihre Bemühungen würdigen, aufeinander zuzugehen und/oder Zugeständnisse zu machen, um eine Einigung zu erreichen.
6. Prüft nach, wie die Lösung umgesetzt wird.
„Wir wollen noch einmal über die Situation sprechen, um sicher zu sein, dass das Problem wirklich gelöst wurde.“
Um die Lösung zu evaluieren, sollten sich die Beteiligten auf einen Zeitplan einigen. Je nach dem Gegenstand des Konflikts und dem Alter der Kontrahenten kann diese Überprüfung einige Minuten, Stunden oder einen Tag später stattfinden.