Ihr Sohn Sam ist 1,5 Jahre alt. Jetzt möchte er selbständig essen. Aber anstatt seinen Löffel und seine Gabel richtig zu benutzen, spielt er mit dem Essen und schafft es nicht, dieses in seinen Mund zu bringen. Das Essen ist überall: auf seiner Kleidung, in seinen Haaren und auf dem Boden rund um den Tisch. Sie ärgern sich, weil Sie an die Unordnung denken und daran, wie mühsam es sein wird, die Küche zu putzen.
Alle Eltern kennen solche Situationen aus dem täglichen Leben mit ihren Kleinen. Wie können wir angemessen reagieren, um Konflikte und schlechte Gefühle in solchen Situationen zu vermeiden?
Nachfolgend können Sie die Situation und Ihre Reaktionen mit Hilfe von Einstiegsfragen analysieren.
Zudem finden Sie Hinweise, wie Sie angemessen reagieren können.
Analyse
Hinweise
Was sollte ich über die Kommunikation mit Säuglingen und Kleinkindern wissen?
Alle Arten der Kommunikation wirken sich auf das Gehirn eines Kindes aus, und Sprache ist für eine gute Entwicklung des kindlichen Gehirns unerlässlich. Mangelnde Kommunikation in der frühen Kindheit führt zu einer schlechten Entwicklung des Wortschatzes mit negativen Folgen für die Intelligenz und den Lernerfolg eines Kindes im ganzen Leben. Unser Gehirn bildet ein Netzwerk von Neuronen, das alle neuen Informationen aus der Umwelt verarbeitet. Durch soziale Handlungen wie verbale und nonverbale Kommunikation sowie Wiederholung und Vertiefung von Reizen helfen wir unserem Gehirn, dieses unschätzbare Netzwerk zu stärken und auszubauen. Als Eltern haben Sie also großen Einfluss auf die Intelligenz wie auch auf die soziale und individuelle Entwicklung Ihres Kindes.
Wie können Sie die Entwicklung des Gehirns Ihres Kindes am besten fördern?
Es ist sehr wichtig, bereits ganz von Anfang an bei jeder Gelegenheit mit Ihrem Kind zu kommunizieren. Für die Entwicklung des kindlichen Gehirns ist es jedoch nicht nur wichtig, wie häufig Sie sprechen, sondern ebenso, wie Sie mit dem Kleinkind kommunizieren. Wissenschaftler:innen haben grundlegende Vorschläge entwickelt, die Sie dabei berücksichtigen sollten.
Die drei E:
Einstimmen (Tune in): Das bedeutet, dass Sie sich in die Lage des Kleinkindes versetzen müssen. Beobachten Sie Ihr Kind: Wofür interessiert es sich im Moment? Worauf konzentriert es sich? Sprechen Sie mit ihm darüber (z. B. über Stifte, Tassen oder Schalen, Textilien, Steine, Spiegel, Tiere, andere Kinder, Gefühle oder Beobachtungen), auch wenn es Ihre Worte noch nicht versteht. Manchmal ändern kleine Kinder ihre Aufmerksamkeit sehr schnell. Es kann sein, dass das Buch nach einer Minute nicht mehr interessant ist für das Kind, aber es kann plötzlich großes Interesse an den Bauklötzen auf der anderen Seite des Raumes zeigen. Lassen Sie Ihre Kinder gewähren und kommentieren Sie ihre Handlungen! Die Perspektive eines Kindes einzunehmen und Kommentare dazu abzugeben, unterstützt das Lernen und die Gehirnentwicklung des Kindes. Das Kind muss seine Energie nicht mit uninteressanten Dingen verschwenden, die ihm von den Eltern aufgezwungen werden.
Erzähle mehr (Talk more): Dieser Ratschlag lässt sich ganz einfach in den Alltag mit kleinen Kindern integrieren. Kommentieren Sie alle Ihre Handlungen mit dem Baby: Füttern, Windeln wechseln, Anziehen, Baden. Ihr Kind merkt sich die verschiedenen Laute Ihrer Sprache und wird sie nach einer Weile nachahmen. Beispiele:
- Erklären Sie den Gegenstand, den Ihr Kleinkind in den Händen hält: Was ist das? Wofür benutzen wir es?
- Suchen Sie gemeinsam nach anderen oder ähnlichen Objekten: Wo können wir neue Objekte finden? Wo sind sie versteckt?
- Stellen Sie Fragen: Wenn Ihr Kind die Arme nach Ihnen ausstreckt, fragen Sie zuerst: „Willst du zu mir kommen?“ und dann handeln Sie und nehmen Ihr Kind. Auf diese Weise kann Ihr Kind die Verbindung zwischen Satz und Handlung herstellen.
Wenn Ihr Kleinkind anfängt, Wörter zu äußern (z. B. „Ball“), erweitern Sie die geäußerten Wörter zu einem vollständigen Satz wie „Ja, da ist ein Ball“ oder „Willst du mit dem Ball spielen?“. Auf diese Weise oder durch die Verwendung der Wörter in einem anderen Kontext ermutigen Sie Ihr Kind zu kommunizieren. Dadurch wird auch der Wunsch geweckt, die Sprache zu benutzen.
Einander abwechseln (Take turns): Achten Sie bei der Kommunikation mit Ihrem Kind auf Gegenseitigkeit. Lassen Sie das Kind die Wörter selbst finden, nehmen Sie sie nicht vorweg und sagen Sie sie nicht im Voraus. Kleinkinder brauchen in der frühen Phase des Spracherwerbs eine gewisse Zeit, um die richtigen und passenden Wörter zu finden.
Verwenden Sie offene Fragen wie: Warum, wer, wie? Die Kinder müssen mehr Wörter verwenden, um diese Fragen zu beantworten, so dass sie mit jeder Antwort ihren Wortschatz trainieren.
Außerdem fördern diese Fragen eine kontinuierliche Kommunikation. Ihr Gespräch wird also nicht nach einer Ein-Wort-Antwort auf eine Ja-Nein-Frage enden.
„Das Thema „Mit Kindern über Essgewohnheiten sprechen“ basiert auf den folgenden Quellen:
Nolan, Virginia. 2016. «Die Macht der Sprache.» Das Schweizer Elternmagazin Fritz und Fränzi, Oktober, 58-64.
Suskind, Dana, Beth Suskind und Leslie Lewinter-Suskind. 2015. Thirty Million Words. Building a Child’s Brain. New York: Dutton.